15./16. März 2021: Hasta luego Mexico, hola Ecuador!
Der Tag des Abschieds ist gekommen - nach 8 Wochen verlassen wir Mexiko mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Und stellen fest, dass wir eigentlich ein ganzes halbes Jahr durch Mexiko hätten reisen können, um der Vielfalt des Landes auch nur annähernd gerecht zu werden. Fürs nächste Mal freuen wir uns noch auf den ganzen Westen: Puerto Escondido, Oaxaca, Baja California, Guadalajara und nicht zuletzt auch Mexico City. Aber wir haben doch einen ganz guten Eindruck bekommen durch die Kombination aus Yucatan mit seinen Stränden und Chiapas mit seinen Bergen.
Wir haben einen spannenden Tag vor uns: Da coronabedingt immer noch nicht alle Fluglinien ihre üblichen Strecken fliegen, mussten wir einen etwas wilden Trip buchen, um nach Ecuador zu kommen: Wir steigen einmal um, und zwar in Fort Lauderdale, Florida. Und da man in den USA auch bei Transit komplett einreisen, also am Immigration Officer vorbei muss, müssen wir die Einreisebestimmungen gleich zweier Länder erfüllen. Hinzu kommt, dass wir mit Spirit Air fliegen, einer Airline die mehrfach als die "Airline mit dem schlechtesten Service aller Zeiten" ausgezeichnet wurde.
Am Spirit-Schalter in Cancun zeigen wir brav unser ESTA-Formular und unseren negativen PCR-Test vor und kriegen sogar ein Sitzplatz-Upgrade. Soweit, so gut. Wir frühstücken gemütlich am Flughafen, der Flug ist pünktlich, und wir sind gegen 15 Uhr nach nur 90min Flugzeit in Florida. Jetzt wird's spannend. Die Dame bei der Immigration ist total freundlich und hat sogar noch meine alten Fingerabdrücke parat ("You went to school here honey?"). Wir haben den Einreisestempel im Pass und sind durch! Mit Erleichterung stellen wir fest, dass auch unser Gepäck es nach Florida geschafft hat.
Nun müssen wir nochmal neu einchecken und das Gepäck neu aufgeben. Erste Hürde: Wir haben unseren PCR-Test nur digital dabei. Die Spirit-Dame ist wieder unglaublich freundlich und druckt ihn für uns aus. Dann brauchen wir angeblich noch irgendein Health Formular für Ecuador - auch das kann sie auftreiben. Sie nimmt uns unser Gepäck ab, wir gehen wieder durch die Security (nachdem wir kurz überlegt hatten, in den 2h die wir noch haben kurz an den Strand von Miami zu fahren...), und sind schon sehr siegessicher. Nach einem Mittagessen bei Burger King (es gab wirklich absolut nichts Anderes) kommt am Gate dann doch noch eine böse Überraschung: "And where's your return ticket from Ecuador that proves you will leave Ecuador?". Tjaaa... Viele Länder wollen bei Einreise einen Beweis dafür sehen, dass man ihr Land auch wieder verlassen wird. Bisher haben wir das immer gut abgewehrt ("Wir reisen über die Landgrenze wieder aus, ganz bald!"), aber da gerade alle Landesgrenzen Ecuadors geschlossen sind, funktioniert das nicht. Aber auch hier kommt uns das Spirit-Bodenpersonal wirklich zur Hilfe: Wir buchen direkt am Gate noch ein Fake-Rückflugticket, was wir direkt nach der Einreise nach Ecuador wieder stornieren sollen und voll erstattet bekommen. Puuuh...
Ende gut, alles gut - der 4,5stündige Flug ist angenehm, ich quatsche nett mit den Stewardessen (eine amerikanische Airline, endlich spricht mal wieder jemand eine Sprache, in der ich mich vernünftig ausdrücken kann) und wir landen gegen 23 Uhr im verregneten Guayaquil, Ecuador. Der Immigration-Prozess verläuft problemlos (und keiner will wissen, wann wir wieder ausreisen...). Große Erleichterung!
In Guayaquil wollen wir nur kurz zwischenübernachten - morgen geht's direkt weiter in die Berge. Unser Hotel hat großen Unterhaltungswert, es ist quasi eine Kunstgalerie mit Betten drin. Alle Gänge, die Lobby und alle Zimmer sind voll mit bunt gemischter, teils sehr skurriler Kunst. Eugen hat super Badesalz für mich gekauft und ich freu mich über eine tolle Hotel-Badewanne. Wir schlafen gut!
Am nächsten Morgen gibts klassisches Hotelfrühstück, auch wieder mit Kunst, bevor wir einen kleinen Stadtspaziergang machen, um uns ecuadorianische SIM-Cards zuzulegen. Das Stadtbild ist irgendwo zwischen modern, abgeranzt und Kolonialarchitektur. Es wirkt aber doch etwas weiter entwickelt als vergleichbare Städte in Kolumbien oder Mexiko.
Um eine SIM-Card zu kaufen, braucht man hier eigentlich einen ecuadorianischen Pass, doch die Verkäufer im Handyshop kommen uns entgegen und nehmen die Personalien irgendeines Fremden, um sie für uns zu hinterlegen...
Dann fahren wir zum Busbahnhof und springen in einen (sehr modernen) Bus nach Cuenca. Die 4h Fahrt vergehen wie im Flug. Die Landschaft ist toll, erst Flachland mit Bananenplantagen und Viehherden auf den Straßen, dann der Aufstieg in die Anden. Die Kühe müssen hier alle krumme Beine kriegen, so steil sind die Berge.
Unsere Heimat für die nächsten 7 Tage ist Cuenca, eine Bergstadt auf 2.500m Höhe mit 300.000 Einwohnern, die doch eher wie ein Dorf wirkt. Es regnet leider, aber sonst ist der erste Eindruck toll: Wir wohnen direkt am Hauptplatz mit der Kathedrale! Unsere Wohnung ist auch sonst total nett, und die Aussicht über die Häuserdächer ist klasse. Hungrig gehen wir ins erstbeste, sehr ecuadorianische Restaurant und essen beide eine echt leckere traditionelle Kartoffelsuppe (und danach noch ein Stück Pizza vom Pizzamann gegenüber, das 1$ kostet). Ecuador hat kurioserweise seit dem Jahr 2000 den US-Dollar als Währung.
Dann erledigen wir unsere Einkäufe und richten uns häuslich ein. Wir sind hauptsächlich hier, um eine Woche ablenkungsfrei und mit gutem Wlan arbeiten zu können, bevor wir auf die Galapagos-Inseln fliegen.
Apropos Einkäufe: Es gibt ja gewisse Dinge, da ist man schon froh, wenn man sie hat. Dazu gehören Tampons, zumindest als Frau. Merke: In Mexiko gibt es keine Tampons. Wenn man mal Glück hat, dann ganz seltsame Varianten. Selbst bei Walmart nicht. In Kolumbien nur in den großen Städten. Und daher war ich sehr froh, in einer ecuadorianischen Apotheke endlich mal original-OBs zu finden!
13./14.03.2021: San Cristobal nach Cancun
Samstag früh machen wir einen letzten Abschieds-Spaziergang durch San Cristobal. Dabei entdecke ich zufällig ein Werbeplakat für die Party vom Dienstag, bei der Eugen aufgelegt hat - DJ Baloo (siehe Fotos)!
Ich bin endlich auch wieder etwas fitter. Dann packen wir unsere Rucksäcke, was leider doch mit jedem Mal etwas schwieriger wird - wir haben etwas an warmen Klamotten (und Abendkleidern, ähäm...) aufgestockt, und die Gepäckwaage am Flughafen zeigt über die Zeit immer mehr an (wir sind inzwischen bei 16-17kg, was ja generell immer noch ziemlich tragbar ist).
Am Flughafen kommt der Moment der Wahrheit - wird die Mietwagenfirma uns das Auto anstandslos abnehmen und unsere Kaution zurückerstatten? Am Auto ist zwar nichts, aber da wir insgesamt 60€ für die drei Wochen bezahlt haben, rechnen wir fast damit, über den Tisch gezogen zu werden. Aber siehe da: es gibt keinerlei Beanstandung! Eugen & Julia 1, Alamo 0. :-)
Der Flug nach Cancun geht pünktlich und wir landen gegen 20 Uhr Ortszeit. Dieses Mal fahren wir mit dem Bus in die Stadt und dann mit dem Taxi den restlichen Weg zu unserer Unterkunft, wodurch wir dieses Mal mit etwa 8€ (statt 40€) für die Strecke hinkommen. An unserer Unterkunft angekommen steht die Tür des Nachbar-Apartments offen, und der Inbegriff der amerikanischen "Crazy Cat Lady" gestikuliert und kreischt laut darin herum, begrüßt uns dann aber recht freundlich und macht die Tür zu. Wir fürchten schon das Schlimmste, aber Nachts hält sie die Klappe.
Unser Apartment in den Viento Suites ist komfortabel und sauber, wunderbar für die zwei Nächte. Wir sind hungrig und machen uns direkt auf zum Italiener um die Ecke, denn mexikanisches Essen wollen wir unseren Mägen doch noch nicht wieder zumuten.
Wir schlafen hervorragend und ausnahmsweise bis 10 Uhr (okay, ist auch wieder eine Stunde Zeitverschiebung). Herrlich ausgeschlafen gehen wir in einem Café frühstücken. Auf den Fotos seht ihr mich mit der "Super Bowl" - eine riesige Schüssel Melone. Anschließend wollen wir doch mal wieder an den Strand, was hier gar nicht so einfach ist, ohne viel Geld für eine Liege in einem fancy Beach Club auszugeben. Wir finden einen öffentlichen Strand, die Playa Delfines. Unser Uber-Fahrer macht uns schon mit einem Türsteher des berüchtigsten Clubs von Cancun, dem Cocobongo bekannt (in dem ich vor 10 Jahren mal war...). Wir hadern lange mit uns, beschließen aber am Ende doch, dass wir vielleicht zu alt zum Ausgehen in Cancun sind und uns außerdem unser Geld zu schade ist.
Der Strand ist nett, aber leider so wellig, dass der Coastguard niemanden baden lässt (die sollten mal die französischen Atlantikwellen sehen...).
Update: Wir mussten uns das berühmt-berüchtigte Nightlife in Cancun dann doch noch mal näher anschauen - und waren zum Abendessen im Senor Frogs, mitten auf der Partymeile. Dort gibt es lustige Animateure, die einen zum Tequila-trinken animieren wollen, Touristinnen die sich beim Karaoke-Singen zum Depp machen und dabei während sie auf einer Art Schaukel sitzend vorsingen in ein Becken mit kaltem Wasser getunkt werden, und vieles mehr. Großes Kino. Wir haben unseren Spaß, sind aber ganz vernünftig um 22 Uhr im Bett. Fotos von diesem Abend gibt es erst zuhause und nur im Geheimen. :-)
08. bis 12. März 2021: San Cristobal
Diese Woche schwankt zwischen Produktivität und Magenverstimmung. Dienstag muss Eugen zum Zahnarzt, stellt sich aber raus, es ist nichts, und die Schmerzen sind jetzt auch wieder weg. Unser Auto springt nicht mehr an und Eugen wurschtelt eine Weile mit unserem Vermieter, der Starthilfe gibt, bis das Problem klar wird: Das Auto ist total in Ordnung, nur die Batterie in der Fernbedienung war leer! Das Auto ist so ein neumodisches Ding ohne Schlüssel, sodass man dann im schlimmsten Fall sein Auto a) nicht mehr auf kriegt und b) nicht mehr starten kann. Früher war schon Manches besser... Aber wenigstens kann Eugen das Problem mit einer neuen Minibatterie beheben. Und bringt mir auf dem Heimweg sogar Blumen mit. :-)
Dienstag Abend hat Eugen einen großen Auftritt: Ich hatte einen örtlichen Eventveranstalter angeschrieben, der hier immer mal wieder Elektro-Partys veranstaltet (also das, was wir in Berlin auch immer gerne machen), ob er nicht einen tollen Gast-DJ aus Berlin auf einer seiner Partys spielen lassen will. Und siehe da - Eugen wird gebucht und kann endlich mal wieder auflegen! Schwersten Herzens kann ich allerdings nicht dabei sein - Magenverstimmung, ich bin vernünftig und bleibe im Bett. Macht mich natürlich etwas traurig, das verpasst zu haben, aber Eugen hatte Spaß und das ist die Hauptsache.
Mittwoch fahren wir nach Tuxtla, um dort einen PCR-Test zu machen, den wir für die Einreise nach Ecuador brauchen. Das ist hier echt gut organisiert, wir konnten den Termin online buchen und waren auch direkt dran. Auf dem Rückweg kaufen wir bei Walmart Suppe und Cracker... Yay!
Donnerstag gehts uns beiden mal wieder gut und wir arbeiten aus dem schönen Coworking-Space bei uns um die Ecke. Ich habe zwei Coaching-Calls, für die ich das gute Internet brauche. Im Coworking-Space treffen wir zufällig Shri wieder, den wir letzten Sonntag bei der Canyon-Tour kennengelernt haben. Wir verabreden uns für den Abend mit Shri (Inder der jetzt in Kalifornien lebt) und Sergio (Mexikaner aus Guadalajara).
Nach dem Abendessen treffen wir uns in einer Microbrewery, wo auch noch ein junges Schweizer Pärchen zur Truppe stößt. Dann ziehen wir weiter in eine Bar, wo Sergio uns verschiedene Mezcal (der lokale Schnapps) probieren lässt und unter anderem auch Chapulines auftischt - geröstete Grashüpfer. Ich bringe es nicht über mich, aber Eugen ist mutig und probiert einen. Angeblich gar nicht so schlecht. Sergio und Shri bringen mir Salsa tanzen bei, und der Abend wird immer feuchtfröhlicher, während ich hoffe dass keiner bemerkt, wie ich immer noch an meinem ersten und einzigen Mezcal nippe. Wir haben quasi seit Weihnachten keinen Alkohol getrunken und das Zeug steigt echt schnell zu Kopf. Auch Eugen. :-)
Gegen Mitternacht verabschieden wir uns nach einem echt lustigen Abend.
Freitag rebelliert mein Magen wieder. Wir sind schon wirklich vorsichtig geworden mit dem was wir essen (und trinken), aber scheinbar soll es nicht sein. Also ein entspannter Tag - Eugen macht Reiseplanung für die Galapagos-Inseln.
Nachmittags macht Eugen einen Spaziergang, ich kuriere mich aus.
Zum Abendessen hatten wir vorgehabt, es uns gut gehen zu lassen in einem netten Restaurant - was Eugen auch macht (Duck Tacos und Sea Bass), während ich nur Suppe bestelle. Folgender Dialog ereignet sich:
Ich: Ist diese Suppe scharf?
Kellner: Nein überhaupt nicht, Chilisauce stellen wir nur separat auf den Tisch.
Die Suppe, die ich daraufhin bekomme, ist schon ziemlich scharf. Ich frage eine andere Suppe an.
Ich: Ist die andere Suppe scharf?
Kellner: Nein, die ist wirklich überhaupt noch viel weniger und gar nicht scharf!
Die andere Suppe ist exakt so scharf wie die davor. Diese Mexikaner haben sich einfach ihre Geschmacksnerven ruiniert mit den ganzen Chilis.
Aber gut - nach dem Abendessen haben wir viel Spaß mit einem lustigen Film names Fantastic Mr. Fox.
Morgen (Samstag) fliegen wir nach Cancun, und Montag dann weiter nach Guayaquil, Ecuador!
Ps.: Das erste Bild zeigt die wunderbare Vorfahrts-Regelung hier: Uno x Uno bedeutet eine Art Reißverschlussverfahren an Kreuzungen - jeder lässt einen anderen fahren und fährt dann selbst. Es regelt sich erstaunlich gut.
05. bis 07. März 2021: San Cristobal und Canon del Sumidero
Freitag arbeiten wir aus dem wunderschönen Sarajevo Café. Nach dem Mittagessen machen wir einen Spaziergang und sprechen mit verschiedenen Touranbietern um zu sehen, wer uns den besten Deal für einen Ausflug zum Canon del Sumidero, einer Schlucht hier in der Nähe, bietet. Außerdem entdecken wir bei der Suche nach einem Geldautomaten, dass sich eine ganze lokale Bankfiliale in der hintersten Ecke eines Matratzen- und Möbelladens versteckt befindet. Als fände man in der Matratzen-Abteilung von IKEA plötzlich eine Sparkassen-Filiale, wo zwischen den Matratzen Wartestühle stehen...
Bei einem Abendspaziergang finden wir eine süße kleine Bäckerei mit vernünftigem Brot und einen tollen Käseladen, sodass wir uns für ein Abendessen zuhause eindecken.
Samstag früh startet dann die Tour zum Canon del Sumidero. Wir steigen in einen Kleinbus mit amerikanischen und mexikanischen Touristen, die mehr oder weniger nervig sind. Die Fahrt geht bis kurz vor Tuxtla, wo der Canyon beginnt und wir in ein Speedboot umgeladen werden (2x200PS Außenborder, wahnsinns Dinger). Die Fahrt durch den Canyon ist unterbrochen von kleinen Stops, bei denen unser Kapitän und Guide uns was über den Canyon und die Flora und Fauna erzählt. Wir kommen seeehr nah an eine Krokodilsfamilie, die sich faul auf einer Sandbank sonnt. Und wir treffen eine dreiköpfige Affenfamilie!
Die Felswände des Canyon ragen an manchen Stellen bis zu 1000m über uns in die Höhe, und der Fluss ist stellenweise 250m tief. Große weiße Vögel, eine Art Reiher würde ich tippen, starten wenn wir uns nähern und fliegen malerisch übers Wasser. Es gibt eine aus Wasserfällen entstandene, Weihnachtsbaum-geformte Felsformation und eine Höhle mit rosa Gestein zu bestaunen.
Der nervigste aller Amerikaner, ein sonnenverbrandter, betrunken wirkender Mittvierziger aus NYC, zündet sich irgendwann einen Joint an und kriegt Ärger vom Kapitän.
Die Fahrt endet an einer 1981 gebauten Staumauer, die einen der größten Stauseen Mexikos entstehen ließ. Der erzeugte Strom geht zur Hälfte an Guatemala.
Dort stehen wir mit unserem Boot eine Weile in der Schlange für ein Kiosk-Boot, das Snacks und Getränke verkauft. So ziemlich alle in unserem Boot, außer uns, bestellen Michelada (das Biergetränk mit Sojasauce und Chili...). Da Obst ausverkauft ist, probieren wir in Streifen geschnittene, mit Salz und Zitronensaft betreufelte Jicama. Jicama (zu deutsch Yambohne) schmeckt nach nicht viel und erinnert vielleicht entfernt an Kohlrabi oder Rettich.
Nun brettern wir wieder zurück durch den Canyon, steigen in den Bus und fahren durch Tuxtla und dann in Kurven den Berg hoch zu zwei Aussichtspunkten. Hoch über dem Canyon schauen wir nun hinab auf den Fluss, 1000m unter uns.
Im Anschluss steuert die Tour noch Chiapa del Corzo an - unsere erste Übernachtungsstation hier in Chiapas, mit dem tollen achteckigen Brunnen und den riesigen Bäumen. Da wir also das Sightseeing-Programm dort schon hinter uns haben und furchtbar hungrig sind, rennen wir förmlich in ein von Eugen vorab recherchiertes Restaurant, um ein vernünftiges Mittagessen in dem 30min-Stop hier hinzukriegen. Zwei nette Kalifornier, Courtney und Shri, schließen sich uns an. Die sind beide sehr lustig, wollten eigentlich nur 4 Wochen aus den USA entfliehen, aber sind jetzt auch schon seit November unterwegs, weil es in Mexico gerade netter ist als zuhause. Und sie sind beide Vegetarier, sodass Eugen als einziger in den Genuss der hiesigen Spezialität kommt: Cochito Horneado, lange im Ofen gegartes Schwein. Es schmeckt, und da holt er sich gleich noch einen zweiten Teller vom Buffet. :-)
Abends sind wir platt, essen zuhause, gucken Serien und quatschen.
Sonntag sind wir zu einer Arbeits-Session mit unserem Mitgründer Heinrich verabredet. Wir brainstormen und schreiben Texte für unsere nächste Webseite. Ansonsten verbringen wir den Tag sehr entspannt.
02. bis 04. März 2021: San Cristobal de las Casas
Hach, San Cristobal. Wir sind sehr happy hier. Es fühlt sich gerade mehr wie "wir leben hier" an, was auch daran liegt, dass wir erstmal keine Ausflüge machen, bis wir beide wieder ganz fit sind, sondern einfach ein bisschen arbeiten und die Stadt erkunden. Und hier gibt es viel zu erkunden! Neben all den hübschen kleinen Cafés und Restaurants gibt es allerhand richtig schöne Kirchen und Dorfplätze die dazu einladen, einfach auf einer Bank zu sitzen und das bunte Treiben zu beobachten. Traditionell gekleidete Frauen, die als eine Art mobile Bäckerei ein Backblech auf dem Kopf tragen, sich dann für ein paar Minuten damit irgendwo auf dem Boden niederlassen und ihr Gebäck anpreisen, und dann ein paar Meter weiterziehen, wieder mit dem Blech auf dem Kopf. Einheimische Männer mit Fahrradständen, die frisches Obst, Nüsse, Getränke, Eis oder Pozol (ein ganz leckeres Maisgetränk) feilbieten. Kleine Märkte, auf denen vornehmlich Textil- und Lederwaren und Gesteinsschmuck verkauft werden. Die Region hier ist bekannt für ihre Textilkunst. Die Frauen weben und sticken wunderschön. Bernstein und Jade kann man auch sehr günstig kaufen, wenn man das wollte.
Leider sind alle Museen wegen Covid geschlossen, aber so haben wir immerhin überhaupt keinen Sightseeing-Druck.
Mittwoch habe ich einen Coaching-Call und muss mich dafür in einem Coworking-Space einmieten, weil überall anders das Internet nicht ausreicht. Der Coworking-Space ist aber klasse, mit einem Kaminzimmer und einem Arbeits-Baumhaus im Garten (das ich erst für mich alleine habe, bis zwei junge Mexikaner da eine Brainstorming-Session machen und dabei Joints rauchen wollen... grml).
Donnerstag machen wir dann doch unseren ersten Ausflug - es gibt hier in der Nähe zwei Dörfer, die ausschließlich von der indigenen Bevölkerung bewohnt sind. Die Einwohner von Chamula gehören dem Volk der Tzotzil (Ureinwohner und Nachfahren der Maya) an. Fast alle sprechen die indigene Tzotzil-Sprache und sehr viele sprechen kein Spanisch. Am Ortseingang liegt ein beeindruckender Friedhof, bei dem Maispflanzen wieder eine wichtige Rolle zu spielen scheinen.
Bei der Besichtigung der Kirche geraten wir mitten in eine religiöse Zeremonie. In der Kirche liegen Reisigzweige auf dem Boden, und sie wird von Tausenden von Kerzen erleuchtet. Einheimische kommen in traditionellen, teilweise sehr ausgefallenen Gewändern herein, bekreuzigen sich, und setzen sich auf den Boden. Einige haben Unmengen an Cola dabei. Draußen wird ein Feuerwerk gezündet, und eine halbe Blaskapelle macht sich bereit. Es riecht nach Weihrauch und Tannenzweigen. Wir ziehen uns in eine Ecke zurück und versuchen, niemanden zu stören. Fotos sind leider nicht erlaubt.
Zurück im Auto erfahren wir dank Wikipedia-Recherche folgendes: "Ihr synkretistischer Glaube beinhaltet sowohl die Anbetung christlicher Heiliger als auch traditionelle Rituale bei denen z. B. Krankheiten geheilt werden sollen. Ein Schamane oder eine Schamanin beschwört durch Rülpsen schädliche Geister (Dämonen), die nach der Vorstellung der Indianer einen Kranken befallen haben, in ein lebendes Huhn zu fahren, das anschließend getötet wird. Diese Zeremonien finden täglich in der katholischen Pfarrkirche statt, diese ist dem Patron Johannes der Täufer geweiht. Dabei wird traditionell ein selbstgebrannter Zuckerrohr-Schnaps namens Posch getrunken. In jüngerer Zeit werden auch kohlensäurehaltige Limonaden wie Coca-Cola, Sprite und Fanta bei diesen Zeremonien eingesetzt, diese erleichtern dem Schamanen das Rülpsen." Soso. Dafür also die Cola.
In Zinacantan, dem zweiten Dorf, müssen Touristen ein paar Pesos Eintritt bezahlen. Ein paar indigene Frauen nutzen die Gelegenheit, uns ihre Dienste als Guide anzubieten und uns in ihr Haus einzuladen. Da das Nachlesen bei Wikipedia ja nun etwas spärlich ist, beschließen wir, das mal auszuprobieren. Eine Einheimische namens Cecilia steigt also zu uns ins Auto und dirigiert uns zur Kirche. Auch diese Kirche ist richtig schön, es werden Heilige angebetet und Kerzen angezündet. Das Dach musste kürzlich nach einem Erdbeben ersetzt werden. So richtig viel mehr kann unsere Führerin uns allerdings nicht berichten.
Wichtigster Wirtschaftszweig von Zincantan ist die zu einem großen Teil in Gewächshäusern betriebene Blumenzucht. Überall werden riesige Blumengestecke verkauft (und auf Altare gestellt). Eugen versucht, auf dem Weg zum Haus unserer Führerin mehr darüber von ihr zu erfahren - vergeblich. Ihr "Haus" ist (wie erwartet) auch eher ein Klamottenladen als ein Wohnraum. Ganz interessant ist aber, dass wir sehen wie eine Frau am Webstuhl eine Art Tischläufer webt. Man kann sich nur vorstellen, wie viel Zeit in ein einziges der reich verzierten, mit bunten Tieren bestickten Kleider fließt, die hier verkauft werden. Wir geben unserer Führerin ein Trinkgeld und gehen wieder, ohne den Damen was abzukaufen.
Dann Kontrastprogramm - ein Walmart-Einkauf. Auf der Suche nach einer billigen Jogginghose für kalte Abende muss ich feststellen, dass die Konfektionsgrößen S-M-L hier einfach nur die Breite eines Kleidungsstücks bestimmen - nicht die Länge. Alle Hosen sind kurz. Gut, alle Frauen hier sind klein. Macht schon Sinn.
Den Rest des Tages steht mal wieder Reise-Recherche an für unsere nächste Station: Ecuador!
Ich mache noch einen Nachmittags-Spaziergang durch San Cristobal (daher stammen die Fotos ab dem Eis – die Eisdiele hat Sorten wie Mandel, Käse und Rosenblätter und für zwei Kugeln will die nette mexikanische Mamma umgerechnet 60 Cent von mir).
Beim Abendessen schwelgen wir ein wenig in Erinnerungen - heute vor zweieinhalb Jahren hatten Eugen und ich unser erstes Date. :-)
28. Februar bis 01. März 2021: Comitan nach San Cristobal
Eugen hat das Fleischfest des gestrigen Tages nicht so gut vertragen und wacht mit Magenschmerzen auf, sodass wir lieber kurz zum Supermarkt gehen und zuhause Haferbrei machen, als auswärts zu frühstücken. Dann nehmen wir Abschied von unserer Holzhütte und dem netten alten Host Hugo und starten Richtung San Cristobal. Einen Zwischenstopp legen wir aber ein: die Wasserfälle von El Chiflon. Wo das Gebirge an eine Hochebene grenzt, fallen spektakulär mehrere Wasserfälle über 120m herab. Das Wasser hat ein tiefes Türkisblau, richtig schön. Da Eugen nicht so fit ist, ruht er sich auf einer Picknickbank am Fluss aus, während ich die Wasserfälle erkunde.
Danach führt uns die Fahrt wieder in die Berge, durch eine erst trockene Felslandschaft, die allmählich wieder in Tannenwald übergeht. Ohne Wegzölle und ohne Polizeikontrolle kommen wir am frühen Nachmittag in San Cristobal de las Casas an. Hier bleiben wir jetzt eine Weile, und schon auf den ersten Blick erweist sich das als super Entscheidung (war auch ein heißer Tipp von Eugens Kumpel Aron. Danke Aron!): Kleine Gässchen, bunte Häuser, wenig Touristen (aber immerhin ein paar), und für mich die perfekte Mischung aus hübschen Hipster-Cafés mit gutem Wlan und vegetarischen Gerichten und sehr ursprünglichen Taquerias, in denen man halbe Schweine aufgetischt bekommt. :-)
Eugen hat auch mal wieder eine tolle Unterkunft für uns gefunden. Ein kleines Häuschen mitten in der Altstadt, total schön rustikal eingerichtet mit einem Schaukelstuhl (und einer merkwürdigen Vorliebe für Hasen und Schweine, überall Figürchen und Bildchen).
Ich mache einen kleinen Erkundungs-Spaziergang und hole Abendessen zum Mitnehmen bei Toktok-Wok für 2€.
San Cristobal liegt auf 2100 Metern Höhe. Tagsüber ist es sonnig und richtig warm, aber nachts wird's seeehr frisch.
Zum Start in die neue Woche ist Eugen schon wieder fitter und wir setzen uns zusammen in ein Café zum Arbeiten und machen auch einen gemeinsamen Spaziergang. Ich streune Nachmittags noch eine Weile durch die Gassen - jeder Hinterhof hier sieht klasse aus, es gibt überall kleine Lädchen, in denen man traditionelle Gewänder, Lederwaren oder Gemüse kaufen kann, und es gibt unglaublich viele nett aussehende Restaurants. Das alles vor einem Bergpanorama, bei dem man immer irgendeine Kirche oder Kathedrale in der Ferne sieht. Richtig toll.
Vor dem Abendessen schaue ich bei einer Chiropraktiker-Massage-Frau vorbei, die mir in schnellem Spanisch alles Mögliche über meine Hüfte und die Schiefe meiner Wirbelsäule erzählt. Ich bin sehr stolz, dass ich sie verstehe, will aber eigentlich lieber, dass sie mich massiert, als mir irgendwas einzurenken. Das klappt so mäßig. Tut trotzdem gut.
Dann hole ich uns Abendessen beim Veganer. Eugen isst auch schon wieder richtig (ich weiß, nicht jeder von euch zählt veganes Essen zu "richtigem" Essen - aber von Schweinefleisch hat er erstmal genug).
Die Berge in der Dämmerung sind klasse. Und ich hab mit Freude vorhin festgestellt, dass wir zwei statt, wie ich dachte, eine Woche hier sind. :-)
26. bis 27. Februar 2021: Comitan
Freitag früh sagen wir unserem lustigen Auto-Hotel in Palenque Lebewohl und fahren wieder in die Berge. In Ocosingo machen wir Pause zum Mittagessen und Fahrerwechsel. Ab hier kennen wir die Strecke noch nicht - es ist spannend zu sehen, wie sich der Dschungel ganz langsam fließend zum Nadelwald wandelt. Wir kommen über Hochebenen mit Kiefern und Seen und weidenden Büffeln, die an amerikanische Nationalparks erinnern. Die Straße windet sich bergauf, bergab, durch den Wald und durch kleine Dörflein. Irgendwann wird es flacher, und die erste Tankstelle kündigt die nahende Zivilisation an. Der erste Eindruck von Comitan, wo wir zwei Nächte sein werden, ist ein guter: Bunte Häuschen, kleine Straßen die seeehr steil den Berg hinauf und hinab führen, eine hübsche Kirche und buntes Treiben auf dem Dorfplatz. Unten findet ihr mal wieder ein Video aus dem Auto.
Unsere Airbnb-Wohnung ist eine sehr niedliche Holzhütte im Garten eines noch niedlicheren alten Mannes namens Hugo, der Eugen schon Tage vor unserer Ankunft aufgeregt mit allerhand Tipps für Comitan zuspamt. Hugo begrüßt uns überschwänglich, versorgt uns mit Keksen und führt uns übers ganze Grundstück. Als er uns unser Bett zeigt, guckt er Eugen nochmal kurz von der Seite an und stellt dann einen Hocker und einen Stuhl ans Fußende, in dem Versuch eine Bettverlängerung für den großen deutschen Mann zu bauen.
Unser erster Erkundungs-Spaziergang durch Comitan führt uns zu diversen schönen Kirchen und Plätzen. Das häufigste Auto hier ist der VW-Käfer, und die Männer tragen ernsthaft Sombreros!
Zum Abendessen gibts endlich mal Salat, und wir fallen früh ins Bett.
Herrlich ausgeschlafen folgen wir am Samstag Morgen einem Tipp von Vermieter Hugo und frühstücken im Hotel Internacional (ganz nett). Dann schlendern wir durch eine Markthalle, in der man von Gemüse über halbe Schweine bis hin zu Spülschwämmen und Plastikspielzeug alles kaufen kann (wer findet die Garnelen unter dem Gemüse...?). Wir kaufen einer netten alten Dame ein Pfund frisch gemahlenen Kaffee ab. Dann müssen wir leider feststellen, dass alle Museen coronabedingt geschlossen sind. Also gehen wir shoppen - es gibt einen tollen Cowboy-Laden mit kompletter Cowboy-Ausrüstung (auch für Cowgirls) - fast kauft Eugen Cowboystiefel. Am Ende bin ich es aber, die zuschlägt, und zwar in einer kleinen Boutique mit unglaublich schönen Abend- und Cocktailkleidern. Ist es bescheuert, sich auf einem Backpacking-Trip ein Abendkleid und ein Cocktailkleid zu kaufen? Auf jeden Fall! Ich mach's trotzdem, weil im Sommer wieder ganz viele Freunde zuhause heiraten und die Kleider einfach sooo schön sind (und so günstig! Ich war kurz davor, die Verkäuferin zu fragen, ob die Preise auf den Etiketten in Pesos oder in Dollar seien - und 1 Dollar sind 20 Pesos, ihr könnt euch also vorstellen wie erfreut ich war, als sie sagte es seien Pesos...).
Zum Mittagessen hat Eugen wieder einen Einheimischen-Geheimtipp aufgetan. Ein knallbuntes Lokal, in dem schon einige mexikanische Großfamilien speisen. Wir bestellen, was Hugo uns empfohlen hat - ich will allerdings lieber gar nicht wissen, welche Teile vom Tier wir da vorgesetzt bekommen haben. Eine Fleischplatte mit verschiedenen Würsten, Speckschwarten und undefinierbaren Fleischteilen, einen Teller mit einer Art Leberwurst (die selbst Eugen nicht essen mochte), und sowas wie Pulled Pork (das ging noch). Ich esse mich mit Guacamole und einer Art mit Bohnenmus gefüllten Maispfannkuchen satt.
Den Nachmittag verbringen wir gemütlich in unserer Hütte (daher hole ich hier auch endlich wieder auf).
Abends gehen wir ins beste Restaurant des Dorfes, Ta Bonitio. Nachdem unsere Veggieburger komisch schmecken, werden wir sehr betüttelt und kriegen neues Essen: Tacos (Eugen) und einen Salat (ich) und Café Horchata umsonst dazu (Kaffee mit Reiswasser und Zimt, leckerer als es klingt). Nach dem Essen sage ich nichtsahnend zu Eugen, "In meinem Salat war so ein leckeres besonderes Salz drin, das könnten wir mal nachkaufen", und wir schauen auf der Speisekarte nach, wie das Salz heißt. Sal de Gusano. Ich geb das auf meinem Handy bei Google ein - und der erste Treffer lautet: "Wurmsalz - eine mexikanische Delikatesse"! Eugen lacht sich halb kaputt und es stellt sich raus, dass mein (angeblich vegetarischer) Salat tatsächlich als besondere Zutat Wurmsalz enthielt, was aus Würmern, Chilis und Salz besteht. Iiihhhh!!
Eugen freut sich diebisch. Ja, es wurmt mich... :-)
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25. Februar 2021: Yaxchilan
Um halb 6 klingelt der Wecker, und Carlos & Carlos erwarten uns trotz der Uhrzeit schon mit einem tollen Obst-Frühstück in der Dschungelhütte. Wir haben 160km bzw. 3h Fahrt zur historischen Maya-Stätte Yaxchilan vor uns. Auch hier ist der Weg ein bisschen das Ziel - die Fahrt führt uns an einer Bergkette entlang durch Farmland und dann durch den Dschungel. Der Sonnenaufgang über den Bergen ist großartig.
Eugen ist dazu übergegangen, an jedem Polizei-Kontrollposten schnell die Sonnenblende auf meiner Seite runterzuklappen, damit man Touri-Blondie nicht auf 100m Entfernung schon erkennt - und es scheint zu funktionieren, wir müssen heute niemanden bestechen und auch keine Wegzölle zahlen.
Die Straßen sind teilweise in schlechtem Zustand voller Schlaglöcher, aber noch schlimmer sind die "Topes": eine Art Speedbumps, also so Bodenschwellen, nur dass die hier gerne mal 50cm hoch und kaum abgerundet sind, sodass man sie wirklich nicht übersehen darf. Und sie sind überall. Manchmal in Ortschaften, aber gerne auch mal plötzlich auf Straßen, die eher in die Kategorie Autobahn fallen. Ohne Ankündigung. Man muss also ständig auf der Hut sein. Meine Taktik ist also, sehr langsam zu fahren. Eugen entdeckt eine neue Taktik: Sich einem ortskundigen Minibus an die Fersen heften - die wissen nämlich genau, wo die Schlaglöcher und Tope-Hubbel sind.
Natürlich fahren wir beide grundsätzlich sehr vorsichtig, wir wollen ja in der mexikanischen Pampa keine Panne und schon gar keinen Unfall haben.
Und so kommen wir gut am Visitor Center von Yaxchilan an, was direkt an der Grenze zu Guatemala liegt. Wir sind das einzige Auto auf dem riesigen Besucherparkplatz. Was uns nicht so klar war: Um zur Ruinenstadt zu kommen, muss man von hier aus nochmal eine Stunde den Fluss Usumacinta hinunter mit dem Boot fahren. Ein Boot kostet 1500 Pesos (ca. 60€) - so viel Bargeld haben wir nicht mal dabei!
Unsere Rettung naht in Form eines deutsch-mexikanischen Pärchens, das auch zur Ruinenstadt will. Nach ein bisschen Runterhandeln können wir uns ein geteiltes Boot leisten. Der leere Parkplatz und die etwa 30 gelangweilt am Ufer liegenden leeren Boote zeigen: Corona hat den Tourismus hier hart getroffen. Für uns umso besser: Als wir von Bord gehen und das Gelände von Yaxchilan betreten, sind wir tatsächlich die einzigen Menschen hier.
Vielleicht auch aus diesem Grunde beeindruckt mich Yaxchilan mehr als jede andere Ruinenstadt, die ich bisher gesehen habe. Zahlreiche Tempel liegen verstreut im Dschungel, und über uns schwingen sich Affen durch die Bäume. Man hört Affengeschrei und Vogelgezwitscher, und ab und zu raschelt neben unseren Füßen irgendeine Echse.
Yaxchilan war von 350 v. Chr. bis 850 n. Chr. besiedelt. Zu sehen sind heute noch etwa 10 Gebäude, eines davon die auf einem Hügel thronende Akropolis, die wir über eine riesige Steintreppe erklimmen. Auch die Vegetation macht die Anlage so beeindruckend - wir sind hier wirklich einfach mitten im Dschungel! Ich umarme eine Weile einen der riesigen Bäume (nicht lachen, Bäume umarmen ist toll) und bin sehr glücklich und etwas überwältigt, dass wir das alles hier so erleben können. Dann kommt doch noch ein Boot an mit einer Gruppe Mexikaner, die unseren Frieden stören und laut singend Selfies machen...
Auf der Rückfahrt zeigt uns unser Kapitän einen weiteren Bewohner dieser schönen Landschaft - ein riesiges Krokodil (siehe Bilder). Streng genommen ist es ein guatemalischer Staatsbürger, denn es sitzt am anderen Flussufer.
Wieder beim Auto beschließen wir, im nächsten Dorf von unseren letzten Paar Pesos ein kleines Mittagessen und ein paar Liter Benzin zu erstehen, und fahren dann gemütlich wieder heim nach Palenque (zum Glück ohne Zwischenfälle, wir hätten uns gar nicht mehr "freikaufen" können...).
Zum Abendessen fahren wir in ein Café mit Wlan in Downtown Palenque (was gar nicht so schlimm aussieht, wie alle immer sagen). Morgen ziehen wir wieder um!
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24. Februar 2021: Ruinen von Palenque & Roberto Barrios
Asche auf mein Haupt - wenn ich Dinge nicht in meinem Kalender stehen habe, dann existieren sie für mich oft nicht. Und so habe ich mir munter berufliche Termine für die Tage in Palenque gelegt, nicht ahnend dass Eugen (natürlich, hätte mir klar sein können) volles Programm mit mir vor hat. Und so stehen wir vor dem Problem, dass ich heute sowohl einen Termin mit einem Coaching-Klienten wie auch einen Ausbildungstermin habe, unser WLAN quasi nichtexistent ist, und alle Ruinen nur zu bestimmten Einlasszeiten zugängig sind (die sich natürlich mit meinen Terminen decken).
Die wunderbar elegante Lösung: Wir frühstücken in einem schicken Dschungel-Resorthotel und erkaufen uns damit das Recht, deren WLAN zu nutzen. Ich hänge also den Vormittag in Zoomkonferenzen und versuche, seriös dabei auszusehen und den riesigen Pool, die Palmen und Tukane im Hintergrund zu verbergen, während Eugen schonmal Tickets für die Ruinen besorgt und dann am Pool liegt (siehe Bilder, ein wirklich spektakulärer Pool).
Der Plan geht auf, und wir schaffen es nachmittags doch noch, die Ruinen von Palenque zu besichtigen! Ausnahmsweise gönnen wir uns einen Guide, damit wir auch mal ein bisschen Hintergrundwissen kriegen.
Die Ruinen sind wahnsinnig beeindruckend. Besonders cool finde ich immer diejenigen Tempel, die noch gar nicht ganz von den Archäologen freigelegt und restauriert wurden, sondern noch so moosbewachsen und halbverfallen auf irgendeinem Berg im Dschungel thronen. Unser Guide ist indigen und läuft jeden Tag 2h von seinem Dorf durch den Dschungel bis zur Arbeit. Er erklärt uns allerhand Interessantes über die Geschichte der Maya. Zum Beispiel glaubten die Maya an Wiedergeburt, was wohl erklärt warum sie ständig bei jedem kleinsten Problem Menschenopfer erbrachten oder sich selbst opferten. Sie glaubten außerdem, sie stammten vom Mais ab, was dazu führte dass sie versuchten, die Schädelform ihrer Neugeborenen durch wilde Holzkonstruktionen über die Zeit so anzupassen, dass die Schädel einem Maiskolben ähneln.
Unser Guide gibt uns am Ende noch einen Tipp: die Wasserfälle von Roberto Barrios. Ich habe zwar schon 5h Zoomkonferenzen und 2h Ruinen hinter mir, aber wir denken uns - wann wenn nicht jetzt? Die Badesachen sind eh im Auto. Und nach 45min Fahrt durch wunderschöne Landschaft kommen wir an, parken unser Auto und laufen ein Stück durch den Dschungel, um zu den Wasserfällen zu gelangen. Und es sind wirklich zahlreiche Terrassen von Wasserfällen mit jeweils kleinen oder großen Schwimmbecken dazwischen - herrlich! Und hier ist das Wasser auch wirklich azurblau (nicht braun wie in Agua Azul...). Wir planschen ein wenig und liegen in der Sonne auf dem warmen Lehmboden, umgeben von den Wasserfällen.
Auf der Rückfahrt nach Palenque nehmen wir zwei junge Franzosen mit, die sich mit den Busfahrern in Roberto Barrios nicht auf einen fairen Preis für die Fahrt einigen konnten und heilfroh sind, dass sie bei uns mitfahren können. Der eine ist eigentlich Barkeeper in Frankreich und jetzt ziemlich orientierungslos, und sie wollen auch erstmal bis Mai durch Mexiko tingeln.
Wir essen wieder bei Don Muchos zu Abend und fallen früh ins Bett. Morgen müssen wir früh raus!
22. bis 23. Februar 2021: Bye Yucatan, hello Chiapas!
Der Montag morgen beginnt mit Arbeit, dann packen wir mal wieder unsere Sachen und ziehen aus unserem liebgewonnenen Apartment in Puerto Morelos aus. Weil Eugen riesige Dateien runterladen muss, quartiert er sich anschließend in einem Coworking Space in Cancun ein, während ich im Café nebenan arbeite (da ist das Normalo-Internet nämlich kostenlos). Bei einem Abschieds-Ausflug auf die vorgelagerte Halbinsel mit den fancy Hotels wird dieses Mal Eugen von einem Polizisten des Speedings bezichtigt, diskutiert eine Weile mit ihm rum - aber den Kampf kann man nicht gewinnen ("I give you ticket, you have to be in Cancun tomorrow and pay 4.000 Pesos - or you give me something..."). Kostet uns 500 Pesos.
Wir bringen unser Auto zurück zur Autovermietung, fahren zum Flughafen und landen pünktlich gegen 21 Uhr in Tuxtla, Chiapas. Wir haben jetzt eine Stunde mehr Zeitverschiebung und sind damit 7h hinter euch.
In Tuxtla am Flughafen wollen wir unseren nächsten Mietwagen abholen, was sich als schwierig entpuppt. Eugen hat wieder was ausgeheckt und den Megadeal gefunden (60€ für drei Wochen), sodass der Alamo-Angestellte SEHR erpicht drauf ist, uns alle möglichen Versicherungen anzudrehen, dann behauptet das Auto sei gar nicht da, und so weiter. Aber nicht mit uns! Am Ende bekommen wir doch einen netten kleinen Nissan und fahren nach Chiapas de Corzo, unseren ersten Zwischenstopp. Dort kommen wir spät an und checken ins süße Casa Grande Hotel direkt am Dorfplatz ein.
Am nächsten Morgen erkunden wir Chiapas de Corzo kurz auf einem Spaziergang. Sehr schönes, sehr verschlafenes Dörfchen. Das Highlight und Wahrzeichen der Stadt ist der aus der Kolonialzeit stammende Brunnen La Pilas (siehe Bilder, schönes Ziegelstein-Monument).
Unser Frühstück aus der Hotelbäckerei ist eher enttäuschend - Gebäck können die hier einfach in der Regel nicht so gut. Trockene Muffin-Dingse und zuckriges Schichtgebäck. Dafür kriegen wir beim Obsthändler 2 Bananen für 3 Pesos (12 Cent).
Und dann geht's los - Roadtrip bis nach Palenque! Das sind 270km, für die wir etwa 6h brauchen werden. Es geht, hauptsächlich über kleine Bergstraßen, durch eine ständig wechselnde Landschaft. Chiapas del Corzo liegt am Rande einer Art Hochebene, die sehr trocken aussieht, mit vielen Steinbrüchen (und überall Baustellen). Als wir San Cristobal passieren, wird es richtig bergig und viel grüner, aber auch kälter. Dann kommen immer höhere Berge mit Kiefernwäldern, sehr dünner Besiedelung und streckenweise Nebel, der das Ganze schön mystisch aussehen lässt. Irgendwann wandelt sich das Bild wieder und erinnert an die Anden.
Der Weg ist wirklich das Ziel, es sieht überall richtig toll aus. Wir kommen durch ein paar kleine, sehr ursprüngliche Dörfer, aber viel ist hier nicht los. Bald müssen wir allerdings für Polizei-Bestechung und Wegzölle einen eigenen Budgetposten einplanen - in irgendeinem Kaff stehen ein paar Einheimische und legen ein Nagelbrett vor jedes vorbeifahrende Auto, und tun es nur gegen ordentlich Pesos wieder weg. Angeblich für irgendeinen guten Zweck... Und man hat ja keine Wahl. Eugen versucht erst, vorbeizufahren, aber sie lassen einen wirklich nicht. Grml.
Dafür finden wir ein cooles Restaurant zum Mittagessen mit super Aussicht auf die Berge und einem Fernglas.
Wir kurven weiter durch die Berge, bis in einem winzigen Dorf ein Schild "Balneario y Cascadas 150m" verspricht. Das schreit nach einer Pause! Wir folgen einer kleinen Straße, parken an deren Ende und entdecken eine Wiese am Waldrand, über die malerisch ein Bächlein fließt, das sich dann 20m über einer Klippe in die Tiefe stürzt. So schön! Wir waten gerade fröhlich durch den Bach, als ein Einheimischer angeradelt kommt - das sei sein Grundstück und er bekäme doch bitte ein paar Pesos. Na gut. Ziemlich schönes Grundstück hat er da.
Einige Kilometer weiter machen wir noch einen Abstecher zu den Wasserfällen von Agua Azul. Die sind aber eher braun als azul und wir müssen zweimal Eintritt zahlen - einmal an Männchen in Warnwesten am Ortseingang, und nochmal unten bei den Wasserfällen am "offiziellen" Eingang. Jeder versucht hier halt, sich seine Pesos zu verdienen...
Ab jetzt wird's immer dschungeliger, bis wir am Ende wieder Höhenmeter verlieren und sich Palenque vor uns auftut, was wiederum am Rande einer Bergkette liegt - spektakulär!
In Palenque angekommen (was den Ruf hat, wenig sehenswert zu sein) sehe ich überrascht das Hotel, das Eugen für uns gebucht hat. Es liegt etwas außerhalb im Dschungel und sieht auf den ersten Blick aus wie ein amerikanisches Motel: Man fährt in eine eigene kleine Garage, und die Garage geht quasi ins Hotelzimmer über! Unser Zimmer ist auch höchst interessant: Ein Whirlpool, überall Spiegel und ein roter Ledersessel...
Der erste Eindruck des Stundenhotels wird aber sofort wiederlegt, als wir unsere Gastgeber kennenlernen: Carlos und Carlos sind unfassbar freundlich und zeigen uns das Gelände - es gibt ein überdachtes superschönes Frühstücksrestaurant und noch einen Whirpool mitten im Dschungel. Also alles wirklich nett!
Einer der Carlosse empfiehlt uns Don Muchos zum Abendessen, was sich als riesiges Touri-Restaurant entpuppt, mit Livemusik und tanzenden älteren Touri-Pärchen. Das Essen ist aber günstig und lecker, und es liegt schön im Dschungel.
Ich höre nachts neben den üblichen Grillen und Geckos auch Affengeschrei. Wir sind wirklich mitten in der Wildnis.
Ich bin so hinterher mit dem Tagebuch schreiben, weil das Wlan im Hotel schlecht ist und wir die ganze Zeit sehr beschäftigt sind mit all den Mayaruinen hier, aber ich hole bald nach, versprochen! Dafür gibt es ganz viele Bilder von Land und Leuten. Uns gehts jedenfalls bestens. :-)
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19. bis 21. Februar 2021: Puerto Morelos
Freitag und Samstag muss ich nochmal jeweils um 3 Uhr morgens in einer Zoom-Konferenz für meine Coaching-Ausbildung sitzen. Da wir jetzt aber zwei Schlafzimmer haben, kann Eugen wenigstens weiterschlafen. Das Seminar ist supercool, geht viel um systemische Familienaufstellungen, aber die Uhrzeit ist schon hart. Freitag Mittag, als ich um 12 Uhr (mit 9 Stunden Seminar hinter mir...) endlich fertig bin, fahren wir direkt zum Strand. Tut gut, in die Wellen zu rennen, reinzuspringen und den Kopf wieder frei zu haben.
Dann zoomen wir mit meinen Eltern - Happy Birthday Mama! Schön aus der Ferne zu wissen, dass Du einen tollen Geburtstag hattest.
Abends bestellen wir Essen bei einem großartigen Inder hier in der Nähe - ich bin zu platt, um noch das Haus zu verlassen.
Der Samstag beginnt für mich wieder um 3 Uhr morgens, und zwar mit meinem großen Albtraum: Ich komme ins Bad und mir rennen zwei riesige Kakerlaken über die Füße. Ich hatte vor vielen Jahren in Indonesien mal ein sehr unschönes Erlebnis mit Kakerlaken und bin seitdem leicht traumatisiert, sodass ich nicht mehr auf Toilette gehe, bis Eugen um 7 aufwacht und sich auf die Kakerlaken-Jagd machen kann. Natürlich finden wir sie nicht mehr, sodass ich den Rest unserer Zeit hier in ständiger Kakerlaken-Angst lebe... Aber bestimmt sind sie einfach wieder aus dem Fenster in den Garten gekrabbelt. Ganz bestimmt.
Nachdem mittags das Blockseminar beendet ist, bin ich noch eine Weile total im psycho-softie-emotionalen Modus (die Seminare sind immer sehr tiefgehend, mit viel Selbsterfahrung und so), was Eugen sehr gut aufzufangen weiß. Wir bestellen wieder beim Inder und machen es uns zuhause gemütlich.
Abends machen wir eine lustige "Tour-de-Taco". Unsere Vermieterin hat uns einen Taco-Stand empfohlen, der angeblich der beste der Stadt ist wo alle Einheimischen hingehen etc. Wir müssen allerdings feststellen, dass das Fleisch dort nicht lecker ist (es gibt übrigens auch Tacos mit Hirn und sogar Auge irgendeines Tieres...), der Käse nach Kaugummi aussieht, und es nach Kloake riecht. Nach einem Taco beschließen wir daher, doch wieder woanders hinzugehen.
Der zweite Taco-Laden ist richtig lecker, aber wir essen wieder jeder nur einen Taco, um noch einen dritten Laden auszuprobieren - der am Ende der beste ist (Rastaquitos, für jeden der mal nach Puerto Morelos kommt).
Samstag auf Sonntag schlafe ich 11 Stunden. Nach dem Frühstück machen wir einen Schnorchel-Bootsausflug. Vor der Küste Yucatans zieht sich das zweitgrößte Korallenriff der Welt entlang (nach dem Great Barrier Reef in Australien). Hier oben ist es auch noch intakter als in Mahahual. Und wir sehen zwei Stachel-Rochen! Die sind super, sie schwimmen total majestätisch, und wenn sie sich beobachtet fühlen legen sie sich auf den Meeresgrund und schaufeln sich Sand auf den Rücken, sodass sie fast nicht mehr zu sehen sind. Richtig schön. Außerdem sehen wir große Hummer, ein paar ziemlich große Barrakudas und allerhand schöne kleine bunte Fischlein. Mit dabei waren zwei Amis aus NYC, die ein lustiges Startup gegründet haben: Dogspot - temperierte Hundehütten, die vor Supermärkten stehen, in denen man seinen Hund während des Einkaufens per App beobachten kann...
Beim Mittagessen lernen wir zwei ältere Kanadier kennen. Der eine sieht aus wie ein Bilderbuch-Trucker mit Tätowierungen und allem, hat eine Stimme wie Kermit der Frosch, und bringt sich die schärfsten Chilis der Welt mit nach Mexiko (!) und kippt sie auf jedes Essen, weil er scharfes Essen statt Schmerztabletten nutzt, um sein Rheuma zu lindern. Seit 20 Jahren verbringt er den Winter hier. Scheinbar kann man sich die Haut verbrennen, wenn auch nur ein Hauch seines Chilipulvers draufkommt. Wir suchen schnell das Weite. :-)
Wir telefonieren noch mit Margot und Aron in Berlin - die Videos für unseren Onlinekurs für Bluthochdruck-PatientInnen sind im Kasten!
Den Rest des Sonntags machen wir Reiseplanung - wahrscheinlich siedeln wir Mitte März um nach Ecuador.
Bilder haben wir leider keine neuen - zu müde gewesen...
17. bis 18. Februar: Umzug von Mahahual nach Puerto Morelos
Mittwoch ist unser letzter Tag im schönen Mahahuahuahuaaa. Er verläuft ziemlich ideal: Frühstück, Arbeit, Strand, Mittagessen (Nohoch Kay), Strand, Arbeit, Abendessen (Tierra verde). Es gibt allerdings noch eine Sache, die wir hier zu erledigen haben, bevor wir gehen: Wir fahren jeden Tag an einer kleinen Minigolf-Anlage vorbei, die abends sogar in Neonfarben leuchtet. Wir haben allerdings noch nie jemanden dort spielen sehen - aber heute nach dem Abendessen ist die Zeit für unser Match gekommen.
Die Dame an der Kasse wirkt etwas aus dem Schlaf gerissen, als sie uns die Schläger aushändigt. Ihr Job scheint selten zu erfordern, dass sie wirklich mit Kundschaft zu tun hat. Die Bahn ist total lustig gebaut, 18 Bahnen auf engstem Raum mit kleinen Teichen dazwischen (was dazu führt, dass auf jeder zweiten Bahn ein Frosch sitzt, den man erst verjagen oder eben umspielen muss). Kulturelles Erbe und Neonbeleuchtung in sehenswerter Kombi - es gibt überall kleine Maya-Referenzen und die letzte Bahn ist eine große Maya-Pyramide. Petersen und Dahm liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen - am Ende muss Petersen jedoch eine überraschende Niederlage bei den Poco Locos Masters eingestehen.
Die Nacht ist leider sehr kurz für mich (und unglücklicherweise auch für Eugen). Dank der Covid-Beschränkungen in Berlin finden die Blockseminare meiner systemischen Coaching-Ausbildung gerade online statt. Good news: Ich kann aus Mexiko teilnehmen! Bad news: Ich muss dafür um 3 Uhr morgens in der Videokonferenz sitzen!
Da ich auch noch die Termine falsch im Kopf hatte, muss ich den ersten Tag aus Mahahual machen, wo wir ein Ein-Raum-Apartment haben, sodass der arme Eugen trotz Oropax und Schlafbrille keine so ganz angenehme Nacht hat. Sorry!! Ich hab ein sehr schlechtes Gewissen und versuche, muxmäuschenstill zu sein und im Dunkeln zu sitzen.
Das Seminar macht aber total Spaß und ich bin so froh, dass ich mitmachen kann (sonst hätte ich einige 3-Tages-Blöcke zuhause nachholen müssen). Es endet um 18 Uhr deutscher Zeit, also 12 Uhr mittags bei uns. Wir checken aus unserem Apartment aus, verlassen das liebgewonnene Mahahual und starten die 3,5stündige Fahrt die Küste hoch nach Puerto Morelos (liegt zwischen Cancun und Playa del Carmen). Unterwegs legen wir einen netten Lunch-Stop in Carillo Puerto ein, wo uns eine mexikanische Mama leckerstes Essen serviert.
In Puerto Morelos angekommen erledigen wir unsere Müsli-Einkäufe im Chedraui (dem lokalen Walmart) und checken in unser neues Airbnb-Zuhause ein. Es ähnelt unserer Wohnung aus Playa del Carmen sehr. Aber das Wichtigste: Es gibt zwei separate Schlafzimmer! Morgen kann Eugen also weiterschlafen, wenn ich wieder um 3 aufstehe für mein Seminar.
Auch sonst ist das Apartment nett. Wir richten uns ein und fahren dann für ein frühes Abendessen an den Strand. Puerto Morelos ist, wie so viele Orte hier, aufgeteilt in eine Strand-Stadt (mit Hotels und Restaurants und Touri-Läden) und eine Hinter-Stadt (wo die Locals, und wir, wohnen), die etwa 2km im Inland liegt.
Das Strandrestaurant ist ganz lecker, aber auch deutlich teurer als in Mahahual. Je näher man an Cancun mit seinem internationalen Flughafen kommt, desto touristischer ist es eben. Bei uns um die Ecke gibt es aber genug kleine Tacoläden, sodass wir uns auch günstig verpflegen können in den nächsten Tagen.
Bis Montag sind wir hier - Montag abend gehts nach Tuxtla im Bundesstaat Chiapas!
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15. bis 16. Februar: Mahahahahahahual
Nachdem Eugen sich beim Froschfangen so bewährt hat, gibt es Montag gleich den nächsten Einsatz: Ein sehr vertrocknet aussehender Frosch sitzt an der Oberkante unseres Tür-Fliegengitters. Eugen bewässert ihn liebevollst mit einem Löffel, aber wir haben nicht viel Hoffnung - das Fröschlein sieht gar nicht glücklich aus.
Endlich steht ein (zumindest von mir...) lang ersehnter Schnorchel-Ausflug an. Wir haben ein privates Schnorchelboot mit Captain und Schnorchel-Guide, die uns zum Riff fahren, das sich direkt vor Mahahual die Küste entlang zieht. Das Riff ist auch immerhin noch einigermaßen intakt. Ich entdecke einen kleinen Aal, und wir sehen wieder eine Schildkröte. Auf der Rückfahrt ist Eugen etwas übel - es gibt ordentlich Wellengang (das Foto unten ist aber eigentlich von der Hinfahrt, aber vielleicht hat er da schon was geahnt...).
Als wir wieder heim kommen hat der kleine Frosch überraschenderweise eine viel gesündere Farbe! Eugen gießt ihn aber vorsichtshalber trotzdem nochmal.
Nachmittags wird gearbeitet, und als wir zum Abendessen raus gehen sitzt der Frosch auf einmal draußen vor unserer Tür auf dem Boden. Eugen will verhindern, dass jemand auf ihn drauftritt, und fängt ihn nach einigen spektakulären Fehlversuchen (Video gibt's auf Anfrage bei mir) ein und setzt ihn da aus, wo er schon unseren letzten Frosch freigelassen hatte. Und das war nicht der letzte Einsatz des Tages für Zoowärter Eugen - als ich abends zum Zähneputzen ins Bad gehe, grinst mich eine fette Kakerlake aus dem Waschbecken an. Auch die fängt er heldenmütig ein und setzt sie vor die Tür.
Es scheint sich rumgesprochen zu haben, dass es bei uns schön ist im Apartment - wir haben inzwischen auch bestimmt 4 Geckos, die bei uns leben. Ich wache nachts sogar auf, weil die sich so laut unterhalten.
Dienstag sitzen wir fast 10h am Schreibtisch. Ich habe einen neuen Coaching-Klienten, mit dem ich die erste Session mache, und wir sind in den letzten Zügen vor dem Videodreh für den nächsten Onlinekurs.
Aber was richtig cool ist: Nach Feierabend noch mal kurz ins Meer springen zu können.
Zum Abendessen gehen wir in den Beach Club Malecon, der von außen immer sehr nett aussah, und auch innen wirklich schön ist - aber Preis-Leistungs-mäßig doch enttäuscht. Wir halten fest: Lieber bei den altbewährten, günstigen Sachen bleiben.
Während ich diese Zeilen schreibe, ist hier gerade zum ersten Mal Stromausfall - aber wir haben Kerzen. Morgen ist unser letzter Tag in Mahahual, denn Donnerstag ziehen wir um nach Puerto Morelos (liegt zwischen Playa del Carmen und Cancun).
11. bis 14. Februar
First things first: Wir sind heute morgen von einem lauten "Flatsch" aufgewacht. Ein Frosch hat sich gar nicht mal so weit von unserem Bett entfernt wagemutig von der Zimmerdecke auf den Boden gestürzt, und ist dann mit einigen beherzten Sprüngen an der Fensterscheibe gelandet. Dort gab es dann aber kein Entkommen mehr vor Eugen und seinem Müllbeutel, und er wurde behutsam nach draußen befördert. Immer was los hier, ihr könnt den kleinen Freund unten auf den Bildern sehen.
Donnerstag habe ich einen dreistündigen Zoom-Workshop mit Mitgliedern der Entrepreneur's Organization Berlin zum Thema "Seine Berufung finden und im Leben verankern" gehalten - mein erster bezahlter Workshop! Ich war ein bisschen aufgeregt davor, aber es hat alles super geklappt und hat Spaß gemacht.
Danach waren wir im Meer schwimmen und Abendessen im organischen Veganercafé. :-)
Freitag war unser Wochenende, was wir für einen Ausflug zur Lagune von Bacalar genutzt haben. Die Lagune ist riesig, 42km lang und sehr schmal (hier und hier zu sehen). Sie ist durch eine Verbindung von sieben einzelnen Cenoten entstanden und eigentlich ein Süßwassersee und keine Lagune. Das Wasser leuchtet in den schönsten blau- und türkis-Tönen, und alle Ortschaften drum herum sind sehr verschlafen.
Die größte davon ist Bacalar, dessen Festung wir kurz von außen besichtigen und wo wir anschließend in einem netten Café zum Mittagessen einkehren. Dann fahren wir die westliche Küste der Lagune runter nach Süden und schauen ein paar Beachclubs an, aber keiner davon ist so richtig einladend zum Baden. Laut Google gibt es ganz am Südende eine schöne Badestelle - die steuern wir an. Dort angekommen begrüßt uns ein junger Mann und will ein paar Pesos Eintritt, aber dafür sind wir die einzige Gäste! Und die Badestelle ist richtig schön: Ein paar Picknicktische unter Palmen, und flacher Zugang ins türkisblaue Wasser.
Als wir gerade tiefenentspannt sonnenbaden, fahren auf einmal zwei Autos auf die Strandwiese, parken fast IM Wasser - und eine mexikanische Großfamilie packt ihre Kühlboxen aus und spielt laut mexikanische Schlager. Aus ists mit der Idylle!
Aber wir lassen uns unsere Lagune nicht verderben, hören unsere Hörbücher und schlürfen weiter unsere Kokosnuss.
Auf der Rückfahrt fahren wir nochmal durch Bacalar auf der Suche nach einem größeren Supermarkt, als Mahahual ihn hat (gibt es nicht) - dabei hab ich mal ein Video aufgenommen, wie die Straßen in Bacalar so aussehen (unten ganz am Ende der Fotos, am besten mit Ton anschauen, es gibt einen Baumarkt zu sehen!). Zum Abendessen fahren wir wieder zu unserem Favoriten Nohoch Kay in Mahahual. Eugen isst in Knoblauch und Chili gebadeten Fisch und ich Quesadillas (hier aber immerhin mit Salat und Guacamole dazu).
Samstag früh werden wir von Gecko-Rufen (eine Art Klackern) und Vogelgeschrei geweckt. Gibt Schlimmeres. Dann arbeiten wir den ganzen Tag am Skript unseres Onlinekurses für Bluthochdruckpatienten. Ich habe zwischendrin noch ein Online-Event: Den virtuellen Junggesellinnenabschied meiner Bachelor-Freundin Jana. Wir spielen lustige Spiele und quatschen - ist zwar nicht das Gleiche, wie sich "in echt" zu treffen, aber trotzdem schön.
Am Spätnachmittag arbeiten wir (wie vorbildliche Digitalnomaden) aus dem Café und essen da zu Abend.
Auch den restlichen Sonntag werden wir (nachdem wir die Frosch-Attacke verkraftet haben) mit Arbeit verbringen. Abgesehen vielleicht von einem kurzen Sprung ins Meer - wir radeln jetzt zum Nohoch Kay zum Mittagessen und gehen dann kurz planschen. :-)
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08. bis 10. Februar 2021
Mahahual is treating us well. Wir kennen inzwischen gefühlt fast Jeden hier im Ort, man sieht immer die gleichen Leute. Unsere Stamm-Restaurants haben wir auch schon gefunden, und der Rhythmus hat sich eingependelt: Zuhause frühstücken, vormittags arbeiten, zum Mittagessen ins Café um die Ecke, nachmittags arbeiten, am Spätnachmittag an den Strand und eine Runde baden und sonnen, dann Abendessen im Dorf (also in dem Teil des Dorfes, der am Strand liegt).
Ich habe mein persönliches Traum-Arbeitscafé gefunden. Auch in Berlin habe ich immer schon gerne aus dem Café gearbeitet, das bei uns unten im Haus ist. Und hier ist der perfekte Ort das Café Tierra Verde. Salate und Bowls zum Mittagessen, Ausblick aufs Meer aus dem dritten Stock eines Bambushauses, hübsche Bambussessel und nette Leute... hach. Wenn sie jetzt noch vernünftiges Wlan hätten. Naja.
Story am Rande: Unser Wlan zuhause ist so schlecht, dass wir Videocalls über Handy-Hotspots machen müssen. Ich wollte heute ein neues Prepaid-Datenpaket für mein Handy kaufen, aber das war leider nicht möglich, denn wie die Dame hinterm Counter mir erklärte: "Internet ist für heute leider aus, kommen Sie morgen wieder!"
Ansonsten gibt's eigentlich nicht so viel Neues. Dafür endlich Bilder von der guten Kamera!
Die ersten beiden sind noch von der Isla Mujeres, der Rest aus Tulum.
06. bis 07. Februar 2021
Wir haben Fahrräder von unserer Airbnb-Vermieterin bekommen! Ohne Schaltung oder sonstigen Luxus, aber trotzdem supergut.
Den größten Teil des Wochenendes verbringen wir wieder mit Arbeit. Beide Tage radeln wir zum Mittagessen in ein kleines an eine Bäckerei angeschlossenes Café bei uns um die Ecke. Da gibts leckere und günstige Crepes, Omelettes und Salate. Samstag Abend wollen wir doch nochmal kurz ins Meer hüpfen (allerdings ohne für eine Liege an einem Hotelstrand zu bezahlen) und finden einen kleinen Strandabschnitt im Süden des Dorfes. Wir sind die Einzigen dort. Traurigerweise ist der Strand stellenweise ziemlich voll mit angespültem Plastikmüll. Man sieht hier so richtig, was das Meer so ausspuckt.
Wir hatten uns einige Restaurantoptionen fürs Abendessen rausgesucht, von denen die Hälfte gar nicht mehr existiert. Das Ausbleiben der Kreuzfahrtschiffe hat den Ort richtig heftig getroffen. Ein Stückchen weg vom Strand kostet alles nur noch die Hälfte, sodass wir uns für ein kleines lokales Restaurant entscheiden (was mal wieder Teig mit Käse bedeutet. Aber lecker).
Sonntag habe ich nach dem Mittagessen ausnahmsweise mal wieder einen fixen Termin: Eine Freundin von mir aus Berlin hat eine Art virtuelle Talk-Runde zum Thema "Liebe & Beziehungen" organisiert und mich als Rednerin eingeladen (die gleiche, wo ich schonmal was zu "Mental Health during the Pandemic" erzählt habe). Wir diskutieren eine Stunde lang über die Herausforderungen, die Corona an Beziehungen stellt, und generelle Möglichkeiten, die Liebe in langen Beziehungen zu erhalten oder auch überhaupt erstmal einen Partner zu finden.
Danach schnappe ich mir ganz dekadent das Auto und fahre zum Maya Luna Hotel etwas südlich von Mahahual (weil es da günstiger ist) und lasse mich massieren. Herrlich! Keine Rückenschmerzen mehr. Eugen schaut derweil mit seinen Jungs aus Köln (parallel und verbunden per Videocall) das Finale einer Serie, die die alle gucken.
Am Spätnachmittag drehen wir noch eine Erkundungs-Runde mit den Fahrrädern durch unser Viertel. Wir leben ja etwas im Hinterland in dieser skurrilen, kaum besiedelten Anhäufung von Planstraßen in der Nähe des Kreuzfahrthafens. Ganz merkwürdig - quadratisch angelegte Straßenzüge mit begrüntem Mittelstreifen und Straßenlaternen, und dann aber kaum Häuser. Als hätte sich jemand gewaltig verkalkuliert.
Der Hafen ist gerade geschlossen und wirkt von außen fast gespenstisch. Man kann nur erahnen, wie es hier wohl ist, wenn so ein Kreuzfahrtschiff auf einen Schlag 1000 Menschen hier ausspuckt. Ich bin ganz froh, dass wir das nicht erleben müssen - aber für diejenigen hier, die vom Tourismus leben, ist es natürlich schwierig.
Wir haben aus Interesse mal die Grundstückspreise hier herausbekommen: 250qm kosten 20.000€ und 600qm etwa 50.000€, beides Grundstücke hier bei uns um die Ecke.
Ich füge euch bei den Fotos mal ein Satellitenbild ein, sieht wirklich skurril aus hier.
Ich muss aber sagen, dass wir uns hier echt wohl fühlen. Wir treffen wenig "richtige" Touristen, aber es gibt scheinbar eine größere Expat-Community hier, also (vorwiegend) Amerikaner, die hier leben oder zumindest ein paar Monate hier sind. Jeder kennt jeden, alle quatschen auf der Straße miteinander, alle sind freundlich.
Jetzt gehen wir gleich zum Abendessen in ein Restaurant namens Tio (Spanisch für Onkel) - mal sehen, was der Onkel uns kocht (wer denkt da an Teig mit Käse?).
Auf den Bildern seht ihr unser schönes weißes Haus, wir wohnen oben links. Und den Leuchtturm von Mahahual (@Papa: über den ich leider nichts rausfinden konnte, außer dass er solarbetrieben und noch in Betrieb ist), und die ausgestorbene Kreuzfahrthafen-Ecke. Und auf dem Luftbild wohnen wir bei dem rosa Herzchen, auf das der Pfeil zeigt.
05. Februar 2021: Ruinen von Tulum und Umzug nach Mahahual
Wir packen mal wieder unsere Sachen (was viel einfacher ist, wenn wir wie heute mit dem Auto zur nächsten Station umziehen, weil wir dann alles, was übrig bleibt und nicht in den Rucksack passen will, einfach ins Auto werfen können...), sagen unserem Häuschen in Playa del Carmen Lebewohl und folgen der Küstenautobahn nach Süden.
In Tulum machen wir Halt, damit Eugen nun doch noch die Ruinen dort zu Gesicht bekommt (gestern waren wir zu spät dort). In glühender Mittagshitze machen wir zwar Schnelldurchlauf-Sightseeing, aber es lohnt sich. Das Setting ist es, was die Maya-Ruinen in Tulum so besonders macht - einzelne Tempel jeweils auf Felsen direkt am unglaublich türkisblauen Meer. Dazwischen liegen überall große Warane in der Sonne.
Nach einem schnellen Burrito kehren wir Tulum den Rücken, und prompt wird die Gegend viel ursprünglicher. Südlich von Tulum gibt es noch kaum Tourismus. In einer Stadt etwas im Inland erledigen wir schon mal den Einkauf, weil unser nächster Stopp scheinbar nur kleine Obstlädchen hat.
Dann wird die Straße immer abenteuerlicher und wir erreichen gegen halb 6 unser neues Zuhause, wir nennen es liebevoll Mahahuahuahuahuaaaa. Wir sind ganz gespannt, was uns erwartet. Mahahual hat nämlich etwas außerhalb einen Hafen für Kreuzfahrtschiffe und ist wohl DIE Anlaufstation an der Riviera Maya. Nun fahren ja aber gerade keine Kreuzfahrtschiffe. Der Ort könnte also hässlich und verbaut und tot sein - oder schön und einsam.
Erster Eindruck schon beim Einbiegen in unsere Wohnsiedelung: Letzteres! Kleine Straßenstände, Einheimische auf Fahrrädern, in der Ferne ein Leuchtturm. Sieht nett aus. Vom Kreuzfahrthafen nichts zu sehen oder zu spüren. Unsere neue Unterkunft ist ein Apartment im Obergeschoss eines hübschen Häuschens, etwas skurril gelegen: Wir sind das einzige Haus an einer Straße, die aussieht als hätte jemand ein riesiges Neubaugebiet geplant, und dann aber nur ein Haus gebaut (Mama, du hattest Recht mit deinem Eindruck von deiner Luftbild-Recherche. Viel Straße, wenig Häuser). Aber so ist es unglaublich ruhig!
Unsere Wohnung ist total süß eingerichtet, klein aber fein. Man kann eine Hängematte quer durch die Küche spannen!
Wir sind so neugierig auf den Ort, dass wir uns gleich auf nach Downtown Mahahual machen, etwa 2km von hier. Und wir sind sooo froh, als wir feststellen, dass es so ist, wie wir es uns im besten Falle ausgemalt hatten: Eine autofreie kleine Strandpromenade mit ein paar kleineren Hotels, netten Restaurants direkt am Strand, wenig Touris, aber auch wenig Sonnenbrillenverkäufern, und insgesamt günstigem Preisniveau. Jackpot!
Wir kehren in einer Strandbar ein und probieren endlich DAS Getränk der Mexikaner: Michelada. Das wird hier überall getrunken, und wir haben's ewig vor uns hergeschoben, denn: Michelada ist ein Cocktail auf Bier-Basis mit Limettensaft, Tabasco, Salz und Sojasauce. Es schmeckt genau so, wie es klingt. Wir lassen die Hälfte (immerhin!) stehen und stehlen uns aus der Bar.
Ein Fahrrad-Straßenstand fährt vorbei, der interessant aussieht, also gucke ich mir das mal genauer an. Das Mädel vor mir in der Schlange spricht Französisch mit dem Verkäufer, sodass ich ihn auch auf Französisch anspreche - um dann festzustellen, dass Verkäufer Eduardo Mexikaner ist, der fünf Sprachen ziemlich fließend spricht, darunter auch Deutsch. Beeindruckend! Er ist so nett, dass ich ihm zwei Hefeteigteilchen abkaufen muss (für insgesamt 40 Cent).
Zum Abendessen kehren wir in einem der Strandrestaurants ein. Eugen isst Fischtacos und ich richtig leckere vegetarische Fajitas. Ich bin so froh um jedes vegetarische Essen, was ich hier finde, aber in Mahahual scheint das kein Problem zu sein!
Wir kommen mit einem Schweizer Pärchen am Nachbartisch ins Gespräch. Sie sind gerade erst gestartet, wollen aber auch 6 Monate unterwegs sein und haben so ziemlich dieselben Länder auf dem Plan wie wir.
Wir schlafen herrlich in unserer neuen Behausung - keine kläffenden Hunde mehr...
04. Februar 2021: Tulum
Heute fahren wir mal die 80km die Küste runter nach Tulum. Unsere Beziehung zu Tulum ist etwas zwiegespalten, daher sind wir sehr gespannt. Tulum ist eine Küstenstadt, die bekannt ist für ihre Partyszene. Am Strand findet normalerweise quasi ein Dauer-Festival statt, und zwar eines genau nach unserem Geschmack: DJs mit elektronischer Musik und Großstadt-Hippies, und das direkt am Meer in perfekter Kulisse.
Nun ist Tulum inzwischen quasi das St.Tropez Mexikos, was bedeutet: alles ist teuer. Reiche Amis, reiche Russen, und eben ein paar reiche deutsche Hippies. Wir haben uns bewusst keine Unterkunft in Tulum gesucht, da wir uns dort das Essen gehen (und auch sonst nix) hätten leisten können. Aber einen Tagesausflug dahin wollten wir eben doch machen. Und wie erwartet: Es ist sooo schön!
Es gibt allerdings, wie in Cancun auch, eine Zwei-Klassen-Stadt. Das eigentliche Zentrum, wo auch noch ein paar Einheimische wohnen, liegt etwas im Hinterland. Den Strand entlang zieht sich die sogenannte "Zona Hotelera" - ein Luxushotel neben dem anderen. Was Tulum so besonders (und für uns so attraktiv) macht, ist der Style dieser Hotels, Restaurants und Bars: Alles ist sandfarben und im boho-hippie-Stil gestaltet, mit Lichterketten, Baumhäusern, abgefahrenen Skulpturen aus Holz, minimalistischem Design... hach. Als hätte man einen permanenten Instagram-Filter über die ganze Stadt gelegt. Schon schön (ich verstehe aber auch jeden, der das furchtbar findet).
Eugen hat uns ein noch einigermaßen bezahlbares kleines Restaurant zum Mittagessen rausgesucht. Die Portionen sind allerdings so winzig, dass ich danach im Auto erstmal noch von unserem mitgebrachten Proviant essen muss.
Bei einem Strandspaziergang (alles Hotelstrand, man kommt nur hin, indem man in ein Hotel reinläuft und so guckt, als würde man sich total gut auskennen, und zielstrebig durchmarschiert) beschließen wir, hier vielleicht noch mal herzukommen, wenn wir mal ganz viel Geld verdient haben. Für den Moment ist es schön, das mal einen Tag lang zu bestaunen, ohne länger Teil davon zu sein.
Wir finden eine kleine Boutique, die unfassbar schöne Großstadt-Hippie-Klamotten verkauft - ich könnte den ganzen Laden leerkaufen (tue es aber nicht...). Eugen probiert ganz viele Hüte an.
Anschließend fahren wir zur Zona Arqueologica. In Tulum gibt es nämlich auch ein paar Maya-Ruinen, die vor allem wegen ihrer Lage auf Felsen direkt am Meer spektakulär sind. Womit wir nicht gerechnet haben: Um 15 Uhr machen die zu. Wir vermuten, das ist der Versuch, die Horden von Amis davon abzuhalten, sich abends dort zu betrinken...
In der Nähe der Ruinen ist ein öffentlicher Strand, zu dem wir dann eben laufen, sodass wir die Ruinen zumindest aus der Ferne sehen. Ich gehe auch kurz baden.
Eugen überkommt das Bedürfnis, nochmal kurz in die Tulum High Society einzutauchen, und auf einen Sundowner in eine der hippen Beachbars zu gehen. Die Strandbar des Hotels Nômade (schon der Name...) ist echt cool, siehe Fotos. Wir gönnen uns ausnahmsweise einen Cocktail mit dem lokalen Schnaps Mezcal und schlürfen ihn ganz hipsteresk auf einer schaukelnden Holzbank mit Blick aufs Meer.
Ich fahre uns heim (diesmal hab ich auch meinen Führerschein dabei...) bzw. direkt in ein Restaurant bei uns um die Ecke, weil ich nach dem spärlichen Mittagessen hungrig bin. Im Restaurant läuft ein etwas verstörender Film auf einer Leinwand - sieht aus wie ein deutsches Familiendrama, mit spanischer Übersetzung hinterlegt. Merkwürdig. Aber das Essen ist toll! Ofenkartoffel Pastor (die hiesige Spezialität, Pastor ist eine bestimmte Art, Fleisch zu marinieren), Guacamole und eine Art Käsefondue mit Champignons.
Abends fallen wir kaputt ins Bett. Morgen ist Umzugstag!
01. bis 03. Februar 2021
Wir arbeiten hauptsächlich. Dienstag Abend gehen wir schön auswärts essen bei Serendipity, einem zur Abwechslung mal sehr vegetarierfreundlichen Restaurant. Wir sitzen draußen, genießen ein gutes Essen ohne Teig/Käse, und kriegen zum Nachtisch ein riesiges Stück Schokotorte geschenkt. Wenn das mal kein guter Laden ist!
Mittwoch habe ich die erste Session mit einer neuen Coaching-Klientin aus Berlin. Sie studiert noch und will mit mir an ihrer Effizienz bzw. Prokrastination im Studium arbeiten... Da ist sie absolut an der richtigen Adresse (geht so)! Nachdem ich die Vorbereitung dieser Session ewig vor mir hergeschoben habe, lerne ich beim Einarbeiten selber noch einiges. So ist das ehrlich gesagt oft mit diesem Coaching. Die Session selber macht aber richtig Spaß und läuft gut.
Nachmittags auf dem Weg zum Strand besuchen wir kurz einen Baumarkt und stellen fest: Same same everywhere. Sieht genau aus wie Obi oder Hornbach (okay, war auch ein Home Depot, also eine amerikanische Baumarktkette - trotzdem, selbst der typische Orange-Ton ist derselbe). Wir haben's auch bei einem "lokalen" Baumarkt versucht - der entpuppte sich aber als Garage mit ein paar Kabeln und Schraubenkisten drin.
Mit dem Strand, den wir heute ansteuern (mit ein paar "Retornos" - die Autobahnen sehen hier alle paar Kilometer U-Turns vor, etwas abenteuerlich), hat Eugen mal wieder einen echten Geheimtipp aufgetan. Etwa 15min nördlich von Playa del Carmen liegt ein Hotel am Strand, das uns gegen einen kleinen Tageseintritt an seinen wunderschönen, breiten, feinweißen Sandstrand lässt. Und wir sind fast alleine hier! Daher gibts heute mal wieder nur Strandbilder, sorry. Es war aber auch wirklich schön. Also Postkarten-schön.
Apropos: Bitte wundert euch nicht, dass wir keine Postkarten schreiben. Postkarten scheinen der analogen Vergangenheit anzugehören. Seit Beginn dieser Reise halte ich Ausschau, aber es gibt einfach keine Postkartenläden mehr! Kein Souvenirladen verkauft sie. Das kann an der Pandemie liegen, oder an der Digitalisierung. Ich weiß es nicht. In Curacao hatten wir sogar schon Briefmarken gekauft - aber dann auch keine Postkarten gefunden. Ganz Kolumbien war postkartenfrei. Und hier siehts auch nicht gut aus. Fühlt euch also bitte alle auf diesem Wege lieb gegrüßt!
Gerade klopfte der Paketbote - um 20 Uhr! Eugen hat ein mexikanisches Amazon-Pendant gefunden und ist jetzt ganz selig, weil er Sachen bestellen kann. :-)
30. bis 31. Januar 2021
Arbeitswochenende! Samstag fahren wir mittags schnell zu Las Quekas, einer Quesadilla-Kette mit nach Wahl gefüllten Quesadillas (also mal wieder eine Variation von Teig mit Käse) für 60 Cent je Stück.
Den Sonnenuntergang wollen wir uns dann aber doch nicht entgehen lassen und beschließen daher, auf einen antialkoholischen Sundowner nach Downtown PDC zu fahren. Weil's so schön ist, essen wir im Beach Club Lido auch gleich zu Abend. Man sitzt direkt am Wasser, schaut auf die Wellen, und kann Kormoranen beim Fischen zuschauen. Der Rest des Publikums besteht allerdings aus eher nervigen, angetrunkenen Amerikanern.
Abends widmen wir uns unserer neuen, sehr furchtbaren aber unterhaltsamen Lieblingsserie namens "90 days fiance", bei der Paare 90 Tage Zeit haben um zu heiraten, sonst kriegt der eine Partner kein amerikanisches Visum. Trash TV vom Feinsten.
Auch Sonntag arbeiten wir viel. Abends überrede ich Eugen, mit mir zu einem veganen Restaurant zu fahren, um der Teig-mit-Käse-Problematik mal zu entkommen - vergeblich. Das Einzige, was in dem Laden bezahlbar ist, ist eine vegane Pizza. Bezüglich Pizza begeht dieses Land einen kollektiven Denkfehler, der uns schon öfter untergekommen ist: Die Größe einer Pizza wird überall in Anzahl Stücken angegeben. "You want 4 slices or 8?" Wir haben überlegt, denen mal den Marketing-Trick zu verraten, einfach jede Pizza in 16 Stücke zu schneiden...
Da nicht so viel Spannendes passiert ist, hier ein kleines Update zu unseren beruflichen Themen:
Unser erster Onlinekurs gegen Sozialphobie ist live auf https://kivona.com/, allerdings war unser Timing nicht so super, weil alle Sozialphobiker dank Lockdown gerade entspannt alleine zuhause sitzen und der Leidensdruck nicht wirklich da ist. Deshalb haben wir die aktive Vermarktung erstmal pausiert. Trotzdem habe ich gerade einen kleinen Artikel darüber geschrieben, wie man Sozialphobie überwinden kann (für Interessierte hier auf Deutsch und Englisch).
Ich habe ab und an Coaching-KlientInnen, mit denen ich per Videokonferenz arbeite, und bereite zwei Vorträge vor. Eugen hat parallel noch mit seiner Webdesign-Agentur zu tun.
Eugens Schwester arbeitet an einem Kurskonzept für Menschen mit Bluthochdruck, der auch unter unserer Unternehmensmarke Kivona laufen wird. Das Thema des nächsten Kurses, den ich erstelle, wird wahrscheinlich in Richtung Liebe & Beziehungen gehen.
All das macht viel Spaß, ist aber noch weit davon entfernt, dass wir damit Geld verdienen. Auch deshalb verbringen wir gerade einen großen Teil unserer Zeit hier mit Arbeit. Sich seine Zeit so komplett frei einteilen zu können ist schon toll.
Vielleicht interessiert euch auch, wie es uns mit dem Leben, das wir uns hier aufgebaut haben, so geht. Insbesondere in Zeiten wie diesen, wo wir länger an einem Ort sind, ein Häuschen und ein Auto haben und uns viel selbst verpflegen, fühlt es sich wirklich so an, als würden wir hier einfach leben. Und das ist echt schön!
Man gewöhnt sich ja oft schnell an solche Dinge. Und ich stehe zwar nicht mehr jeden Tag auf, starre völlig verzaubert aufs Meer und mache Luftsprünge darüber, dass wir das hier alles machen können (wie es noch in Curacao der Fall war) - aber ich bin nach wie vor wahnsinnig glücklich mit dieser Reise und dankbar dafür, das machen zu können. Und manchmal muss ich mich immer noch kneifen, dass all unsere Pläne wirklich so gut funktioniert haben und wir wirklich hier sind.
Unser Untermieter hat Fotos vom verschneiten Blick aus unserer Berliner Wohnung geschickt, aber auch das löst nicht so richtig Heimweh bei mir aus. Es fehlt uns auch an nichts, obwohl wir jeder nur einen großen Rucksack dabei haben. Ich brauche nicht mehr Klamotten oder sonstigen Kram.
Wir zwei verstehen uns auch nach wie vor super und gehen uns erstaunlicherweise überhaupt nicht auf die Nerven. Keiner von uns hat das Bedürfnis, mal länger alleine zu sein. Wir haben Routinen entwickelt, die für uns beide gut funktionieren. Zum Beispiel mache ich jeden morgen Frühstück und Eugen wäscht ab. Ich buche unsere Flüge, Eugen kümmert sich um Unterkünfte und Mietwagen - jeder das, was er am besten und liebsten macht. :-)
Unser weiterer Plan: Freitag ziehen wir um in ein Dorf ein Stück weiter südlich mit dem schönen Namen Mahahual. Da sind wir nochmal zwei Wochen zum Arbeiten. Anschließend machen wir einen kleinen Roadtrip durch den mexikanischen Bundesstaat Chiapas, ungefähr 3 Wochen. Wahnsinn, wie die Zeit vergeht - wir haben schon fast Halbzeit!
29. Januar 2021: Chichen Itza
Ein ereignisreicher Tag! Dank des furchtbar kläffenden Nachbarshundes bin ich um 6 Uhr auf den Beinen und warte auf gepackten Sachen, bis Eugen aufwacht (das ist eine Ausnahme, muss ich fairerweise sagen - normalerweise ist es eher andersherum). Kurz vor 8 starten wir Richtung Chichen Itza, die berühmteste Maya-Tempelruinenanlage Mexikos und eines der modernen Weltwunder. Die Fahrt geht 2h ins Inland, ausnahmsweise fahre ich mal und werde prompt geblitzt. Das war aber auch eine wunderschöne, ewig lange gerade Mautstraße (es gibt Seile zur Straßenüberquerung für Affen über der Straße!), auf der außer uns keiner fährt! Einige Kilometer weiter lauert ein Polizeikontrollposten, und der Polizist an der Straße will mir nicht nur nett zuwinken, sondern bedeutet mir, anzuhalten. Er ermahnt mich aber nicht wegen Raserei, sondern will was ganz Anderes, nämlich meinen Führerschein. Der liegt leider in unserem Apartment. "4000 Pesos and you have to drive to Merida to pay it". Wir überschlagen grob im Kopf - 160€ und wir müssen dafür bis nach Merida fahren, was so gar nicht auf unserem Weg liegt?! Wir erklären ihm, dass das ja doch sehr unpraktisch wäre, es mir sehr leid tut, und ab jetzt Eugen fahren wird, der seinen Führerschein dabei hat. "Okay you pay here now then 3000 Pesos". Da wird uns klar: mit dem Mann kann man reden... Am Ende steckt er sich 1000 Pesos in die eigene Tasche (immer noch 40€, aber gut) und wir dürfen weiter. So läuft das hier.
Eugen fährt uns also weiter bis Chichen Itza. Dort angekommen freuen wir uns über den noch erstaunlich leeren Parkplatz vorm Visitor Center, als einige aufgebrachte Parkwächter uns auf Spanisch zuquatschen. Wir verstehen nur Bahnhof und irgendwas mit Polizei und wir müssten vom Parkplatz runter, und versuchen denen zu erklären, dass wir doch nur parken wollen. Irgendwann kommt einer, der Englisch spricht, und erklärt "Police needs to check your car, you drive back outside to main road". Da kamen wir zwar gerade her, aber wir haben ja keine Wahl. Wir fahren einen Kilometer zurück, um von einem eher "laienpolizistisch" aussehenden sehr jungen Mann mit Walkie-Talkie zu erfahren, dass Eugen beim Reinfahren seine Maske nicht aufgehabt hätte und wir deshalb nochmal den ganzen Weg zurückgepfiffen wurden. Gehe zurück auf Los, ziehe keine 4000€ ein... Beim nächsten Anlauf dürfen wir parken, beschließen dass uns die Guides zu teuer sind und wir lieber auf eigene Faust erkunden, zahlen einen heftigen Eintritt und sind drin!
Auch hier war ich 2012 mal, aber da war's deutlich voller. Jetzt haben wir anfangs das riesige Gelände fast für uns alleine. Die Souvenirverkäufer schreien sich gerade erst so richtig warm. Die erste Tempelpyramide, die man sieht, ist auch die größte und beeindruckendste (siehe Bilder). Wenn man davor steht kann man sich ganz gut vorstellen, dass Chichen Itza mal eine riesige Stadt war. Wen die historischen Details interessieren, der klicke gerne hier.
Wir erkunden in Ruhe alle Tempel, es sind insgesamt ungefähr 8 (wer findet das Eugen-Chamäleon auf den Bildern?), und die sonstigen Bauten, unter anderem ein riesiges Spielfeld für irgendeine Ballsportart. Manche Orte haben Special Effects - wenn man klatscht, hallt es lustig.
Die Souvenirverkäufer (man muss sagen, dass sie hier teilweise wirklich ganz schöne Sachen verkaufen) haben alle (und es sind Hunderte) die gleichen drei Sätze auf Lager: "One dollar my friend, good price, which one you liiiike?".
Eugen hat irgendwann die geniale Idee und findet eine Audioguide-App, von der wir uns dann was über die einzelnen Bauten erzählen lassen.
Gegen Mittag sind wir durch, machen einen kurzen Zwischenstopp in einem Restaurant (Empanadas und Flautas, also wie immer Variationen von Teig mit Käse).
Danach wollen wir zum Schwimmen zur Cenote Ik Kil. Auch hier lässt nur die Größe des Parkplatzes erahnen, was hier sonst los sein muss. Diese Cenote (sprich eingestürzte Karsthöhle) ist jedenfalls richtig gut erschlossen: Es gibt ein Ticket Office (im Ticket sind bereits eine nicht-optionale Schwimmweste und ein Schließfach für die Wertsachen enthalten), einen Souvenirshop, Duschen und Umkleiden und eine Menge Angestellte, die einem sagen, was man so alles falsch macht. Wir werden erst einmal zurückgepfiffen, weil unsere Rucksäcke das vorgeschriebene Maß überschreiten, und dann nochmal, weil wir runter zur Cenote wollten, ohne vorher geduscht zu haben. Was fällt uns ein?!
Fully compliant schaffen wir es irgendwann und stellen fest, dass der Zugang zur Cenote, deren Wasserspiegel erst in etwa 25m Tiefe überhaupt beginnt, eine in den Felsen gehauene Treppe mit Geländer und allem ist (ich hatte eine Strickleiter erwartet). Einige mexikanische Touris hängen schon in ihren Schwimmwesten im Wasser herum. Der Blick von oben in die Cenote ist der Wahnsinn: Die Sonne leuchtet schräg hinein, es hängen allerhand Lianen von oben die Felsen herab und das Wasser hat ein tiefes Dunkelgrün. Leider wird kein Foto diesem Anblick gerecht.
Ganz optimistisch nehmen wir unsere Schnorchel mit, merken aber schnell, dass die Cenote einfach ein seeehr (nämlich 50m Wassertiefe) tiefes Loch ist, und wir unter uns nur schwarz sehen. Also springen wir (von einem eigens dafür gebauten, von einem Angestellten bewachten Vorsprung...) ins Wasser und lassen uns eine Weile treiben. Kleine Welse (oder sowas) schwimmen um uns herum. Auch der Blick nach oben ist toll, die bewachsenen Steinwände hoch. Wer mehr über die Entstehung der Cenoten wissen möchte, kann das hier nachlesen.
Wir essen noch ein Eis und beschließen dann, auf der Heimfahrt noch schnell in Valladolid vorbeizuschauen. Das Städtchen hatte ich von meinem letzten Trip als nett und wenig überlaufen in Erinnerung.
Nach 30min Fahrt parken wir unser Auto in Valladolid direkt bei der Kathedrale mit dem obligatorischen kleinen Park davor. Wir laufen eine Weile durch die Gassen, es gibt überall was zu sehen. Kleine bunte Häuser, süße Cafés und Restaurants und nette kleine Läden. Alles ist farbenfroh und schön (siehe Bilder). Nach unserem kleinen Spaziergang fahren wir aber wirklich heim nach Playa del Carmen. Wir lassen uns Abendessen liefern, Eugen plant die nächsten Stopps unserer Reise, und ich schreibe Tagebuch. :-)
Wir witzeln, dass morgen ja leider schon wieder "Montag" ist (weil wir beschlossen haben, Samstags und Sonntags immer zu arbeiten, weil dann eh alles überlaufen ist).
Viel erlebt heute, das war ein richtig besonderer Tag und wir hatten viel Spaß!
25. bis 28. Januar 2021
Wir beginnen die Woche mit viel Arbeit, unterbrochen nur mal von einem Ausflug zur mexikanischen Version von Walmart. Die ist schöner und billiger als der richtige Walmart hier.
Highlight am Mittwoch ist ein Besuch in einem Temazcal. Das ist wie Sauna, nur krasser. Auf Deutsch würde man es vielleicht Schwitzhütte nennen (hier ein Beispielfoto). Wir folgen dem Navi zu einer unscheinbaren Straße irgendwo in Playa. Per WhatsApp hat Eugen ein Foto des Eingangstors bekommen, Schilder oder eine Klingel gibt es nicht. Wir klopfen, und ein sympathischer kleiner älterer Mexikaner öffnet uns. Im Innenhof steht unter Palmen das Temazcal, eine Art Iglu aus Lehm. Wir werden erstmal in ein Bambushüttchen geleitet und warten bei Gurkenwasser auf die anderen Teilnehmer: Zwei Jungs aus Chicago, ein Pärchen aus Jamaika und ein langhaariger Mexikaner.
Ich weiß noch gar nicht so richtig, was hier gleich passiert, und bin froh um die nette Übersetzerin, die die Zeremonie mitmachen wird und alle Instruktionen des Zeremonienmeisters, der sehr schamanisch aussieht, übersetzt.
Bevor es losgeht, schwenkt der Meister verbrannte Kräuter um uns herum, um uns spirituell zu reinigen. Er erklärt uns auch das Codeword in die Freiheit, falls es einem während der anderthalb bis zwei Stunden (!), die wir gleich im Temazcal sein werden, zu heiß werden sollte ("Puerta!").
Dann krabbeln wir alle nacheinander auf allen Vieren in die Hütte, und es geht los. Ein Helferlein reicht dem Zeremonienmeister heiße Steine herein, die im Hof im Feuer vorbereitet wurden. Die Steine kommen in die Mitte der Hütte und heizen sie sofort gut auf. Wir sitzen auf dem Boden im Kreis drum herum. Nun gibt es vier Runden, sogenannte Gates. Jede Runde wird heißer als die vorige. Dazwischen wird kurz die Tür aufgemacht, um mehr heiße Steine reinzubringen.
Jedes Gate hat ein Thema, zu dem der Meister etwas sagt oder singt, mit dem man sich (wenn man möchte) spirituell oder einfach gedanklich auseinander setzen kann. Den Gesang begleitet er mit einer kleinen Trommel. Nach meinem Verständnis hat das Ganze zwei Ziele: Körperliche Reinigung, aber auch Reinigung und Heilung auf geistiger Ebene durch symbolisches Loslassen und auch das Besiegen des inneren Schweinehundes (sicher gibt es auf Spanisch schönere Worte dafür), indem man sich zwingt, die Hitze auszuhalten. Gerade am Anfang muss ich schon gegen den Impuls ankämpfen, "Puerta" zu schreien und nach draußen zu meiner Wasserflasche zu krabbeln. Irgendwann kann ich mich aber total drauf einlassen, höre nur noch Trommel und Gesang und die Hitze ist gar nicht mehr so schlimm. Ich glaube aber, ich habe in meinem Leben noch nie so sehr geschwitzt.
Vier Runden und knapp 2h später krabbeln wir aus der Hütte, was eine symbolische Geburt darstellt (wenn man es denn so sehen möchte).
Eine Grenzerfahrung der besonderen Art - ich bin am Ende schon stolz, dass mein Körper und Geist das so gut mitgemacht haben. Und danach fühlt man sich richtig gut und irgendwie wirklich wie sprichwörtlich neu geboren.
Auf dem Heimweg nehmen wir das panamaische Pärchen mit, da die beiden bei uns um die Ecke wohnen. Er ist Digitalnomade (als was wir uns auch bezeichnen) aus Philadelphia, schon seit 6 Jahren, aber dann wegen ihr in Panama hängen geblieben. Sie reisen mit Hund, können das aber leider so gar nicht empfehlen (zum Beispiel mussten sie bei Einreise nach Mexiko 1000$ Gebühren für das Tier bezahlen).
Donnerstag und Freitag haben wir zu unserem Wochenende erkoren, dafür arbeiten wir das "richtige" Wochenende durch. Donnerstag Nachmittag machen wir daher einen Strandausflug nach Akumal, etwas südlich von hier. Der Strand in Akumal ist wunderschön und deutlich weniger Ballermann als in Playa. Und es gibt Schildkröten! Mit denen versuchen allerdings viele Leute Geld zu verdienen. Im Wasser sind verschiedenste Rechtecke mit Bojen abgeteilt, und die findigen mexikanischen Strand-Geschäftsmänner wollen uns weismachen, man dürfe hier nicht ohne Guide und Schwimmweste (und gegen viel Geld) ins Wasser, schon gar nicht hinter irgendwelche Bojen. Und tatsächlich sieht man überall Anhäufungen von Touris in roten Rettungswesten, die sich mit ihren Schnorcheln und ihrem Guide um eine Schildkröte herum tummeln. Wir ignorieren das dennoch ganz gepflegt und laufen unter wüsten Drohungen der "Guides" alleine mit unseren Schnorcheln ins Wasser und schwimmen sogar hinter die Bojen. Und siehe da, wir finden unsere ganz eigene Schildkröte (und werden auch nicht verhaftet, als wir wieder aus dem Wasser kommen).
Abends probieren wir einen besonderen lokalen Snack: Esquites. Man bekommt eine kleine Tasse voll mit gekochten Maiskörnern und Zutaten nach Wahl, zum Beispiel Käse, Garnelen, und allerhand Saucen. Sehr lecker!
Und morgen gehts nach Chichen Itza, zu den berühmten Maya-Ruinen!
22. bis 24. Januar 2021
Unser erster Tag im neuen Zuhause ist ein hochproduktiver Arbeitstag, nur unterbrochen von einem Ausflug zu Walmart. Ausländische Supermärkte finde ich immer spannend. Hier gibt es zum Beispiel einen ganzen eigenen Gang nur für rote und schwarze Bohnen. Eugen ist mutig und greift in der Gemüseabteilung beim Kaktus-Stand zu. Chilischoten und Maismehl gibt es auch in jeweils mindestens 23 Variationen. Wir decken uns mit ein paar Basics ein.
Die Leute sind hier auch sehr kreativ darin, sich Möglichkeiten zum Geld verdienen auszudenken. Auf dem Walmart-Parkplatz hat jemand gegen die Sonne eine große Pappe auf unsere Windschutzscheibe gelegt, während wir einkaufen waren - und will dafür gerne ein paar Pesos.
Zum Abendessen fahren wir in ein winziges "Restaurant" (eine Art überdachte Terrasse mit einem Grill und ein paar Tischen), das sogar eine vegetarische Streetfood-Variante anbietet: Teig gefüllt mit Käse und Gemüse (oder eben Fleisch) gegrillt, eine Spezialität aus Oaxaca.
Nachdem wir ein bisschen Arbeit erledigt haben fahren wir Samstag Mittag zu einem Jamaikanischen Chicken-Restaurant und teilen ein halbes Hähnchen mit Cole Slaw, Knoblauchbrot und gegrillten Maiskolben (das mit dem Vegetariertum durchzuziehen ist hier einfach nicht möglich). Die Bedienung macht ein Foto von uns "for the wall".
Anschließend steuern wir eine Cenote einige Kilometer südlich der Stadt an. Eine Cenote ist quasi ein mit Süßwasser gefülltes Loch in der Erde, entstanden durch eingestürzte Karsthöhlen. Davon gibts hier einige, in denen man auch baden kann. Wir haben unterschätzt, wie voll es Samstag Nachmittag doch wird - und nachdem die Dame an der Parkplatzkasse uns abrät, hier zu bleiben, fahren wir doch lieber zum Strand und vertagen die Cenote.
Auch der Strand ist ziemlich voll, aber wir laufen ein Stück und finden noch ein schönes Plätzchen im Palmenschatten. Auch hier: weißer Sand, türkisblaues Wasser. Nur leider auch sehr viele amerikanische und mexikanische Touristen. Wir planschen ein bisschen und freuen uns, mal wieder in der Sonne zu liegen.
Auf dem Heimweg besichtigen wir noch Downtown Playa del Carmen. Hat leider ein bisschen was von Ballermann - eine sehr touristische Fußgängerzone, in der übergewichtige AmerikanerInnen im Bikini shoppen. Am Strand überteuerte Beachclubs mit RnB-Musik. Nicht so ganz unser Fall. Wir flüchten wieder nach Hause.
Samstag Abend gehen wir in ein superschönes Fischrestaurant zum Abendessen. Man sitzt total nett draußen unter Lichterketten auf Holzbänken neben einem Pool. Eugen kriegt riesige Fischtacos (und ich immerhin einen fischlosen Salat). Dies ist auch der Tag, an dem wir Mezcal probieren (wir haben irgendwie ohne groß drüber nachzudenken seit Weihnachten keinen Schluck Alkohol getrunken). Mezcal ist quasi die Überkategorie von Tequila, ein Schnaps der aus Agave gewonnen wird. Ganz lecker, aber eigentlich sind wir ganz happy mit unserem antialkoholischen Leben.
Wieder zuhause ziehen kurz Wolken im Paradies auf - wir haben ein doofes Missverständnis und einen unserer seltenen Streits (ich erwähne das nur, weil ich schon gefragt wurde, ob wir uns wirklich die ganze Zeit so super verstehen, wie das in meinen Berichten so klingt. Ja, tun wir :-) bis auf ganz ganz seltene Ausnahmen). Jetzt ist aber alles wieder gut!
Sonntag Morgen um 7 sitze ich mit Kaffee in einem Videocall mit meiner Coachingausbildungs-Gruppe. Für mich ist wirklich praktisch, dass da eh gerade alles digital stattfindet, weil ich so nur sehr wenig von meiner Ausbildung verpasse und nachholen muss. Danach gehe ich mal wieder joggen und freu mich sehr über meine Gesundheit. Mittags wird groß gekocht, das macht mir hier auch immer richtig Spaß. Dann arbeiten wir wieder und abends bleiben wir gemütlich zuhause und essen Reste. Wir haben gelernt: Besser am Wochenende arbeiten und unter der Woche an die Strände. :-)
21. Januar 2021: Umzug nach Playa del Carmen
Umzugstag! Wir haben morgens ein Telefonat mit einer Professorin, die im Rahmen unseres Startup-Stipendiums unsere Mentorin sein soll. Nach einer wirren und sehr langen Geschichte darüber, wie ihre Kontaktlinsen ihr wehtun, stellt sie uns ein paar Fragen zu unserem Unterfangen, scheint generell aber nett und harmlos. Wir sprechen sie in 3 Monaten wieder. :-)
Dann übergeben wir unser Haus in Cancun, werfen all unseren Kram ins Auto und brechen auf Richtung Playa del Carmen. Auf halber Strecke machen wir einen Zwischenstop zum Mittagessen in Puerto Morelos, einem netten Dörfchen am Meer.
In Playa del Carmen angekommen sind wir mal wieder überrascht, wie gut wir es erwischt haben. Wir haben eine Art kleines Townhouse für uns! Nicht am Strand, sondern eher so in der hintersten Ecke von Playa del Carmen, aber in einer sehr beschaulichen Gated Community. Fühlt sich an wie amerikanische Vorstadt. Alle Nachbarn bewässern ihre Vorgärten und grüßen freundlich. Jedenfalls ist es hier sehr sicher, nett und grün, sodass ich gleich mal wieder joggen gehe.
Wir machen noch einen kurzen Ausflug zum Supermarkt, arbeiten ein bisschen, und abends gibts selbstgekochtes Kichererbsen-Ratatouille mit Salat (nachdem vegetarische Ernährung außer Haus eeecht schwierig ist hier). Sechs-Platten-Gasherde scheinen hier Standard zu sein.
Unser Häuschen ist total nett, wirklich günstig und hat zwei Schlafzimmer und zwei Badezimmer. Es geht uns richtig gut, Eugen hat einfach ein Händchen für tolle Unterkünfte. Hier auch ein paar Bilder, erst Puerto Morelos, dann unser Haus!
20. Januar 2021
Nach Frühstück und Videocalls lautet unser Ziel heute: Isla Blanca! Das ist eigentlich nur eine sehr schmale Halbinsel etwas nördlich von Cancun. Dort haben wir eine Verabredung mit einem Kitesurf-Lehrer. Nachdem wir Anfang Dezember in Cabo de la Vela unseren Kurs gemacht haben, wollen wir nicht zu viel Zeit verstreichen lassen, bevor wir wieder auf dem Board stehen. Die Fahrt zum Treffpunkt geht erst vorbei an furchtbaren Hotelburgen. Dann wird die Straße immer schlechter, und irgendwann wird die Schlaglochpiste zu Sand. Da sammelt uns der Kite-Instructor ein und fährt mit seinem Jeep voraus - zum Kite-Strand gibt es einen Weg, der mit dem Auto einigermaßen befahrbar ist, aber wehe man fährt 1m zu weit rechts oder links, dann bleibt man stecken. Wir kommen an einem jungen Mann in einem Pickup vorbei, der sich böse eingebuddelt hat. Da ahnten wir noch nicht, was uns noch blühen würde. :-)
Jedenfalls ist die Kiteschule dieses Mal nur ein Parkplatz am Strand, an dem ein paar wenige Autos voller Kite-Ausrüstung stehen. Die Bedingungen sehen klasse aus: Die Westseite der Isla Blanca ist eine Art Lagune mit wunderbar flachem, ruhigen Wasser. Wir teilen uns Rodrigo, unseren Kitelehrer. Er startet mit Eugen, während ich im Schatten Hörbuch höre und spazieren gehe. Die Isla Blanca ist an dieser Stelle nur etwa 100m breit. Der Strand an der Ostseite ist wunderschön, aber ziemlich wellig. Keine Menschenseele weit und breit, nur die paar Kiter auf dem Parkplatz. In der Ferne sieht man ganz klein Cancun mit seinen monströsen Hotelburgen.
Eugen schlägt sich gut und kommt nach einer Weile fröhlich aus dem Wasser. Jetzt bin ich dran. Ich kann nicht ganz an meine Erfolge vom letzten Mal anknüpfen und bin eher froh, wenn ich überhaupt auf dem Brett stehe und ein paar Meter in eine Richtung komme, ohne umzufallen. Aber es wird mit der Zeit wieder. Wir bedanken uns bei Rodrigo mit viel zu vielen Dollars. Hier ist das doch deutlich teurer als in Kolumbien.
Dann treten wir den Rückweg an, nehmen eine ungünstige Abzweigung - und buddeln uns prompt im Sand ein. Unser VW ist eben kein Offroader. Wir finden zwei Holzplanken, buddeln die Räder aus und versuchen, das Auto auf die Bretter zu fahren/schieben. Zwei nette spanische Jungs helfen uns schließlich, und unser Auto ist (nachdem ich die Jungs erst etwas Kräfte gekostet habe, weil ich das Auto im Leerlauf hatte statt auf Drive, und dementsprechend überraschend wenig voran ging, während alle wie wild schieben... Ähem. Blondie am Werk.) wieder frei.
Hungrig kehren wir in Downtown Cancun in einem sehr ursprünglichen, nur von Einheimischen besuchten Lokal ein. So einen schnellen Service haben wir noch nie irgendwo gesehen: Eine nette mexikanische Mama nimmt unsere Bestellung entgegen (Vegetarier? Ok wir machen irgendwas mit Eiern.), und ungelogen 2min später steht unser Essen auf dem Tisch. Meins ist, wie es eben ist, wenn ein Fleischrestaurant was Vegetarisches macht, aber Eugens ist sehr lecker. Cochinita, die Spezialität des Hauses, eine Art Pulled Pork. Das, was ihr auf dem Bild in dem Bananenblatt seht, ist unsere Vorspeise: Tamales, Teig gefüllt mit Hühnerfleisch. Auch ganz lecker.
Abends stellt Eugen fest, dass wir morgen und nicht wie gedacht erst am Freitag nach Playa del Carmen umziehen. :-)
Aber kein Problem! Ziehen wir eben morgen um.
Nachdem das Restaurant zu hat, zu dem wir eigentlich zum Abendessen gehen wollten, finden wir spontan einen winzigen Tacostand. Wir sind die einzigen Gäste, und die Betreiberfamilie findet uns sehr interessant, und macht suuuperleckere Tacos für umgerechnet knapp 30 Cent das Stück.
18. bis 19. Januar 2021
Am Montag bekommen wir dann doch noch einen Mietwagen! Eine kleine VW Limousine, die wir die nächsten 5 Wochen behalten werden. Wir mussten leider schon feststellen, dass weder die Zentralverriegelung noch, viel wichtiger, die Hupe funktioniert, aber sonst ist das Ding super.
Unser erster Ausflug mit dem Auto geht zum Supermarkt. Da wir hier so eine schöne große Küche haben, decken wir uns direkt mit Lebensmitteln zum Selberkochen ein. Auswärts essen ist hier in Cancun leider nicht so billig, es sei denn man ist bereit, ausschließlich von Tacos zu leben.
Nachmittags wird gearbeitet, und abends gibts mal wieder heimische Küche: Pilzrisotto mit Salat.
Dienstag machen wir einen Ausflug auf die Isla Mujeres, eine kleine paradiesische Insel vor Cancun. Hier sind auch wieder deutlich mehr Touris unterwegs, und die 20minütige Überfahrt kostet uns 20$ pro Person... Das Golfcart, das uns vielfach angepriesen wird, sparen wir uns daher auf der Insel. Erstmal streifen wir ein bisschen durch die Straßen. Überall versucht man, uns Dinge zu verkaufen (Golfcart? Scooter? Sombrero? Necklace for your Barbie? Tequila? Weed?). Fürs Mittagessen finden wir aber ein gutes Einheimischen-Restaurant etwas versteckt, wo man auf Plastikstühlen sitzt und riesige Burritos für wenig Geld bekommt.
Danach laufen wir zur Playa Norte, dem wunderschönen Strand an der Nordseite der Insel. Und der Strand ist wirklich wahnsinn, ein kleines Paradies. Das Wasser ist türkis, der Sand weiß, und wir liegen unter Palmen. So lässt es sich leben.
Als wir am Spätnachmittag die Fähre zurück nehmen, sind wir ziemlich erleichtert zu sehen, dass unser Auto noch da ist. Wir waren nämlich zu geizig für den bewachten Parkplatz.
Auf dem Heimweg halten wir an einer sehr amerikanisch anmutenden Outlet-Mall an und kaufen mir bei Adidas endlich neue Sneaker (nachdem meine Alten inzwischen so löchrig waren, dass ich mich damit wirklich nirgendwo mehr sehen lassen konnte). Auch hier funktioniert mal wieder der Eugen-Beschleuniger: Neue Schuhe in 10min!
Jetzt mach ich uns gleich nochmal Risotto warm. Wir haben eine Mikrowelle, in die man eine Familienpizza legen könnte. Auch hier: Amerika lässt grüßen. Und ich bin froh, wieder richtig essen zu können!
15. bis 17. Januar 2021: Kolumbien nach Mexiko
Die letzten Tage in Kolumbien nutze ich zum Auskurieren, während Eugen arbeitet oder mit mir chillt. Die größten Ereignisse sind Ausflüge zum Essen gehen, wobei es bei mir hauptsächlich Zwieback gibt.
Merke: Das bei Tripadvisor bestbewertete Restaurant Bogotas heißt Machu Picchu, sieht völlig unscheinbar bis shabby aus, macht aber sehr leckeres peruanisches Essen. Der Kellner kommt nicht darüber hinweg, dass ich nur als Eugens Gesellschaft da bin und selber wegen meiner Magenprobleme nichts essen kann, und bringt mir trotzdem kostenlose Drinks, gebackenen Tintenfisch mit Soße, Bananenchips etc.
Samstag stehen wir um 4 auf und fahren zum Flughafen, damit Wingo Airlines uns nach Mexiko bringt. Das ist zwar die absolute Billigfluglinie, aber es klappt alles wunderbar und wir steigen um 10 Uhr morgens in Cancun aus dem Flieger.
Nach etwas Ärger mit der Autovermietung (10.000€ Kaution für einen Mietwagen hinterlegen? Nein danke.) fahren wir erstmal ohne Mietwagen (dafür mit einem Suburban als Taxi) zu unserem kleinen Haus in Downtown Cancun.
Das Haus ist total süß mit einem kleinen Pool im Garten und sehr persönlicher Einrichtung. Es scheint, als würde die Vermieterin eigentlich die meiste Zeit selbst hier drin wohnen. Die Küche ist wunderbar ausgestattet, wir haben einen riesigen amerikanischen Kühlschrank, und außerdem zwei Sofas und einen Arbeitsplatz.
Hier sind wir nun für die erste Woche. Wir wollen endlich mal ein bisschen Arbeit nachholen, und tageweise Kitesurfen gehen wenn ich wieder ganz fit bin.
Unser Haus liegt in einer sympathischen Wohngegend mit vielen netten kleinen Restaurants (und einer riesigen Shopping Mall um die Ecke - die USA lassen grüßen).
Am ersten Abend gönnen wir uns mal wieder eine Massage, die zwar in der Wohnung der Masseurin stattfindet, was mich erst skeptisch stimmt, dann aber unglaublich großartig ist.
Ab morgen haben wir dann hoffentlich unseren Mietwagen und werden mal die Gegend erkunden gehen. Ich war 2012 schon mal hier, allerdings für Spring Break, was ehrlicherweise amerikanischem Sauftourismus entspricht. Daher erinnere ich mich vielleicht auch an nicht viel mehr als den Strand und das Hotel von damals, aber ich bin gespannt ob ich sonst noch was wiedererkenne bzw. wie die Stadt sich verändert hat.